Direkt zum Inhalt

Warenkorb

  • Judith Collins

    Sculpture Today

  • Natalie Czech

    I can not repeat what I hear

  • Stefan Banz

    Jeff Wall. Mit dem Auge des Geistes

  • Florian Pfeffer

    To Do. Die neue Rolle der Gestaltung in einer veränderten…

  • Ernesto Laclau

    The Rhetorical Foundations of Society

  • Miki Hirabayashi

    Cute Farm Animals

  • Daniel Albright

    Panaesthetics. On the Unity and Diversity of the Arts

  • Carola Dertnig, Felicitas Thun-…

    Performing the Sentence. Research and Teaching in…

  • Shundana Yusaf

    Broadcasting Buildings. Architecture on the Wireless, 1927-…

  • Bettina Knaup, Beatrice Ellen (Ed.)

    re.act.feminism. A Performing Archive

  • Andrew Dent, Leslie Sherr

    Material Innovation. Architecture

  • Yasmin Merican

    The Right to Brand

  • Pinar Yoldas

    An Ecosystem of Excess

  • Matthew Gandy, BJ Nilsen (Eds.)

    The Acoustic City

  • Quinn Latimer (Hg.)

    Akram Zaatari. Film as a Form of Writing

  • Steirischer Herbst, Florian Malzacher (…

    Truth Is Concrete. A Handbook for Artistic Strategies in…

  • Jan Svankmajer

    Touching and Imagining. An Introduction to Tactile Art

  • Marc Glöde

    Farbige Lichträume. Manifestationen einer Veränderung des…

  • Olaf Habelmann

    Die Trauben auf deinem Bauch bilden ein Muster

  • Nick Aikens (Ed.)

    Too Much World. The Films of Hito Steyerl

  • L.I.E. (Library of Independent Exchange)

    L.I.E. Lists of Ten Books

  • Malcolm Miles

    Eco-Aesthetics. Art, Literature and Architecture in a…

  • Nikolaus Hirsch, Markus Miessen (Ed.)

    Subtraction. Keller Easterling. Critical Spatial Practice 4

  • Tom Steinert

    Komplexe Wahrnehmung und moderner Städtebau. Paul Hofer,…

  • Christine Ross

    The Past is the Present; It's the Future Too

  • Rachel Mader (Hg.)

    Radikal ambivalent. Engagement und Verantwortung in den…

  • Katharina Roters

    Hungarian Cubes. Subversive Ornamente im Sozialismus

  • John Paul Ricco

    The Decision Between Us. Art and Ethics in the Time of…

  • Ugo Mulas

    Cirque Calder

  • Adrian von Buttlar, Kerstin Wittmann-…

    Baukunst der Nachkriegsmoderne. Architekturführer Berlin…

  • Laura Bruns

    Stadt Selber Machen. Ein Handbuch

  • Michael Fried

    Warum Photographie als Kunst so bedeutend ist wie nie zuvor

  • Henri Lefèbvre

    Die Revolution der Städte. La Revolution urbaine

  • Martin Pawley

    Theorie und Gestaltung im Zweiten Maschinenzeitalter

  • Roberto Gargiani, Anna Rosellini

    Le Corbusier. Béton Brut und der unbeschreibliche Raum (…

  • Hannah Feldman

    From a Nation Torn. Decolonizing Art and Representation in…

  • Conditional Design Team

    Conditional Design Workbook

  • HomeShop (Ed.)

    Appendix

  • Marketa Uhlirova (Ed.)

    Birds of Paradise. Costume as Cinematic Spectacle

  • Stasis. Academic Journal

    Social and Political Theory. No. 1

  • Pavlos Lefas

    Architecture. A Historical Perspective

  • Thomas Girst

    The Duchamp Dictionary

  • Christopher Dell

    Das Urbane. Wohnen. Leben. Produzieren

  • Cathrine Veikos

    Lina Bo Bardi. The Theory of Architectural Practice

  • Gustau Galfetti Gili

    My House, My Paradise. The Construction of the Ideal…

  • Dieter Rams

    Less but better. Weniger, aber besser

  • Matt Zoller Seitz

    The Wes Anderson Collection

  • Louis Martin (Ed.)

    On Architecture. Melvin Charney, a Critical Anthology

  • Adaptive Actions

    Heteropolis

  • Thomas Durisch (Hg.)

    Peter Zumthor. 1985–2013

  • Martin Conrads

    Ohne Mich

  • Gertrud Vogler

    La Défense. Métro, boulot, dodo

  • James Nisbet

    Ecologies, Environments, and Energy Systems in Art of the…

  • October Files 16

    John Knight

  • Stadt Zürich, Amt für Hochbauten (Hg.)

    Grundrissfibel. 50 Wettbewerbe im gemeinnützigen…

  • Paolo Belardi

    Why Architects Still Draw

  • Forensic Architecture (Ed.)

    Forensis. The Architecture of Public Truth

  • Liesbeth Huybrechts (Ed.)

    Participation Is Risky. Approaches to Joint Creative…

  • Clog 10

    Prisons

  • Sylvère Lotringer, David Morris (Ed.)

    Schizo-Culture

  • Judith Laister, Margarethe Makovec,…

    Die Kunst des urbanen Handelns. The Art of Urban…

  • Verena Gerlach

    Karbid. Berlin - De La Lettre Peinte.. / Von Schriftmalerei…

  • Matt Ratto, Megan Boler (Eds.)

    DIY Citizenship. Critical Making and Social Media

  • Gilles Rouffineau (Ed.)

    Passing On History. Design Contribution To Knowledge…

  • Zeuler R. M. de A. Lima

    Lina Bo Bardi

  • Jacques Sbriglio

    Le Corbusier et la question du brutalisme. LC au J1

  • Kaja Grobe, Karin Kreuder

    Always the Same Faces. Aus dem Alltag philippinischer…

  • Christoph Tannert (Hg.)

    Berlin Art Scene

  • Clog

    Miami

  • Andreas van Dühren (Hg.)

    TEXT Gespräche

  • Dario Azzellini, Marina Sitrin

    They Can't Represent Us! Reinventing Democracy from…

  • James Langdon

    A School for Design Fiction

  • Valentin Groebner

    Wissenschaftssprache digital. Die Zukunft von gestern

  • Deyan Sudjic

    B is for Bauhaus. An A-Z of the Modern World

  • Andy Merrifield

    The New Urban Question

  • Hans Ulrich Obrist

    Ways of Curating

  • Stine Omar, Max Boss, Andy Grier

    SMAREAZY 001 12"EASTER, Champagne 121212 / Children…

  • Anke Westermann

    Anke Westermann. Atlas

  • Nina Möntmann (Ed.)

    Schöne Neue Arbeit / Brave New Work. Ein Reader zu Harun…

  • Christiane E. Fricke (Hg.)

    Der Gang der Dinge. Welche Zukunft haben photographische…

  • Emil Ruder

    Fundamentals

  • Graham Cairns

    The Architecture of the Screen

  • Andrej Holm

    Mietenwahnsinn

  • René Pollesch

    Kill Your Darlings

  • Giorgio Maffei

    Records By Artists. 1958-1990

  • Beatrix Ruf, Julia Stoschek, Thomas D.…

    Ed Atkins

  • Helmut Lethen

    Der Schatten des Fotografen

  • Marta Kuzma (Ed.)

    Big Sign - Little Building

  • Martin Herbert

    The Uncertainty Principle

  • Andrej Holm (Hg.)

    Reclaim Berlin. Soziale Kämpfe in der neoliberalen Stadt

  • Cathy Lane, Angus Carlyle

    In the Field. The Art of Field Recording

  • Diedrich Diederichsen

    Über Pop-Musik

  • Helmut Draxler, Tanja Widmann (Hg.)

    Ein kritischer Modus? Die Form der Theorie und der Inhalt…

  • Helmut C. Schulitz

    Entfesselung der Architektur. Der Architekt: Baumeister…

  • James Haywood Rolling Jr.

    Arts-Based Research

  • Elisabeth Roudinesco

    Lacan. In Spite Of Everything

  • Claudia Quiring, Andreas Rothaus,…

    Neue Baukunst. Architektur der Moderne in Bild und Buch

  • Justus Dahinden

    Architektur - Form und Emotion. Architecture - Form and…

An invention of Allan Kaprow for the moment

Allan Kaprow, An invention of Allan Kaprow for the moment: Texte von Philippe Pirotte, Heinrich Sachs, Virginie Bobin, Jullia Kläring, Sarah Zürcher. 21x27 cm, s/w- und Farbbilder, Bibliographie, Kurzbiographien
Der Amerikaner Allan Kaprow (1927-2006) gilt als der Begründer des Happenings und als einer der progressivsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Für eine jüngere Künstlergeneration, die sich in besonderem Masse mit Happenings und Performancekunst auseinander setzt, ist Kaprow eine wesentliche Referenzfigur. Mit der Arbeit „18 happenings in 6 parts“ vollzog Kaprow 1959 als erster Künstler den Übergang zum Happening als einer performativen Kunstform, die keines künstlichen oder musealen Umfeldes mehr bedurfte, sondern im alltäglichen Leben angesiedelt war. Nicht passives Zuschauen, sondern aktive Teilnahme war gefordert. Die Mitwirkenden agierten anhand von Scores - Handlungsanleitungen, die Kaprow mal poetisch, mal detailliert beschreibend verfasste.
http://www.kunsthalle-bern.ch/de/agenda/ausstellung.php?exhibition=16
Allan Kaprow in der Kunsthalle Bern
Das Autowaschen als kollektives Happening
Das Besondere an den unscharfen Schwarz-Weiss-Fotos, die der Hellraum-Projektor an die Wand wirft, sind nicht die Menschen, die Autos waschen oder Schrottautos als Grundlage für ein „Gemälde“ benutzen, sondern dass dieses Autos „Ami-Schlitten“ aus den 1950ern sind. Denn das Kunst-Event, das hier dokumentiert ist, fand nicht, wie man denken könnte, gestern statt, sondern vor gut 40 Jahren in den USA; nach einem „Score“ (Anleitung) von Allan Kaprow (1927-2006).
Die Kunsthalle Bern hat die vom Haus der Kunst in München konzipierte Archiv-Ausstellung zum Wirken des Erfinders des Happenings für die Schweiz übernommen und gibt damit Gelegenheit über die Anfänge einer Kunstform, die heute – meist unter dem Oberbegriff Performance – wesentlicher Bestandteil zeitgenössischen Kunstschaffens ist, nachzudenken.
Allan Kaprow war nach dem 2. Weltkrieg, als New York zum Nabel der experimentellen Kunst wurde, mit den richtigen Ideen am richtigen Ort. Beeinflusst von John Cage, der Musik in einen kreativen Prozess zu verwandeln suchte, schrieb Kaprow die Partitur für die berühmten „18 Happenings in 6 Parts“, die 1959 anlässlich der Eröffnung einer Galerie durchgeführt wurden. Es ging dabei um Banales wie den Platz wechseln, von Raum 1 in Raum 3 gehen; somit um eine Choreographie. Diese „musikalische“ Struktur gab Kaprow indes bald auf, reduzierte seine „Scores“ auf minimale Anweisungen, um seiner Vision des „Happening“ näher zu kommen. Kunst war für ihn nichts Statisches, sondern ein Ereignis, das von den Menschen selbst in einem prozesshaften Ablauf erfahren wird. „Erfahrung“, so sagte er einmal, „ist meiner Meinung nach physisch, nicht intellektuell. Eine Erfahrung ist ein Gedanke, der auf einer muskulären, neuralen, sogar zellulären Ebene in den Körper ‚aufgenommen’ wird.“
Allan Kaprow war nicht der Einzige, der damals den Kunstbegriff auf Aktivität ausweitete. In Deutschland zum Beispiel veranstaltete Wolf Vostell ebenfalls seit 1958 kulturkritische Happenings, doch was Kaprow auszeichnet, ist, dass er mehr als alle andern die Menschen selbst als die Gestalt gebenden betrachtete; mit einem Seitenhieb gegen die etablierte Kunst sprach er von „Non-Artists“. Entsprechend reduziert sind seine Scores; eine Anweisung für eine „Activity“ von 1972 an einem trockenen Fluss lautete simpel: „Einen Stein nass machen, ihn flussabwärts tragen bis er trocken ist, fallen lassen. Dort einen anderen Stein aussuchen, ihn nass machen, ihn flussaufwärts tragen bis er trocken ist, fallen lassen.“ Um die Happenings zu vertiefen, veranstaltete Kaprow oft Vor- und Nachbereitungsanlässe und dokumentierte sie in „Activity Booklets“; auch sah er unterrichten als Pflicht an und war er zeit seines Lebens Professor an verschiedensten Universitäten.
Kaprow war eigensinnig, so hielt er jahrzehntelang daran fest, dass ein Happening nicht wiederholt werden kann. Das ist mit ein Grund, warum er in den letzten 15 Jahren zwar an Kunstschulen rezipiert, aber kaum mehr Öffentlichkeitswirkung hatte. Es war ein Durchbruch als er 2005 dem Haus der Kunst in München grünes Licht gab, Happenings im Rahmen einer Retrospektive zu wiederholen; entsprechend ist auch die Berner Ausstellung zum einen Archiv, zum andern „Activity Center“. Nicht zufällig tritt mit der Reaktivierung auch der Kunstmarkt auf den Plan – der Nachlass des im Februar 2006 verstorbenen Künstlers liegt – wie könnte es anders sein, ist man hierzulande versucht zu sagen – bei der Zürcher Galerie Hauser & Wirth (in Zusammenarbeit mit dem „Allan Kaprow Estate“).
Kaprow war Erfinder des Happenings, nicht der Performance. Es gilt immer wieder verschwommene Begriffe zu klären. Die Performance hat ein Publikum, beim Happening sind die Menschen die Akteure. Insofern ist Kaprow nicht „Vater“ der Performancekunst, sondern der interaktiven Kunst, die uns herausfordert, Dinge zu tun, die wir sonst nie tun würden, sei es dem nachts frierenden San Keller Holz bringen, damit er sich wärmen kann, sei es bei Heinrich Gartentors Fussball-meisterschaft für Kunstliebhaber mitwirken oder mit dem Stick durch (digitale) Räume irren, um dabei „Erfahrungen“ im Sinne Kaprows zu sammeln. Wobei die heutigen „Activity-Künstler“ keine Protest-Künstler mehr sind, sondern mitten aus dem Leben, mitten aus der Freizeitkultur (die Kaprow anprangerte) heraus agieren.
(Annelise Zwez)


Philippe Pirotte (Hg.)
An invention of Allan Kaprow for the moment
Kunsthalle Bern, 2007, 3-85780-150-6