Direkt zum Inhalt

Warenkorb

  • Carola Dertnig, Diedrich Diederichsen,…

    Troubling Research. Performing Knowledge in the Arts

  • Filip Dujardin

    Fictions

  • Steven Cleeren

    Hugo Puttaert. Think in Colour: Visionandfactory

  • Kevin Bone

    Lessons from Modernism. Environmental Design Strategies in…

  • Maurizio Lazzarato

    Signs and Machines. Capitalism and the Production of…

  • Ueli Mäder

    Raum und Macht. Die Stadt zwischen Vision und Wirklichkeit…

  • Gabriel Orozco, Lily Luahana Cole

    Impossible Utopias

  • Kay von Keitz, Sabine Voggenreiter (Hg.)

    Architektur im Kontext. Architecture in Context

  • Michelle Cotton (Ed.)

    Aleksandra Domanovic. From yu to me

  • Selena Savic, Gordan Savicic (Ed.)

    Unpleasant Design

  • Justin McGuirk

    Radical Cities. Across Latin America in Search of a New…

  • Armen Avanessian, Robin Mackay (Ed.)

    #Accelerate: The Accelerationist Reader

  • Lukasz Stanek (Ed.)

    Team 10 East. Revisionist Architecture in Real Existing…

  • Tom Avermaete, Maristella Casciato

    Casablanca Chandigarh. A Report on Modernization

  • Max Jacobson, Shelley Brock

    Invitation to Architecture. Discovering Delight in the…

  • Stephen Cairns, Jane M. Jacobs

    Buildings Must Die. A Perverse View of Architecture

  • Kim Jong-il

    Kim Jong-il. De l'Architecture. Morceaux choisis. B2-…

  • Jay Swayze

    Le Meilleur des (deux) Mondes. Maisons et Jardins…

  • Styliane Philippou

    Modernisme et Vanité. Happy Days à Miami et la Havane. B2-…

  • Olaf Nicolai

    Szondi/Eden

  • Philipp Oswalt (Hg.)

    Dessau 1945. Moderne zerstört: Bauhaus Edition 45

  • Robert Maxwell

    Ancient Wisdom and Modern Knowhow. Learning to Live with…

  • David Campany (Ed.)

    Walker Evans. The Magazine Work

  • Marc Angelil, Rainer Hehl (Eds.)

    Empower! Essays on the Political Economy of Urban Form. Vol…

  • Sandu Publishing (Ed.)

    Collective Housing

  • Tom Wilkinson

    Bricks & Mortals. Ten Great Buildings and the People…

  • Stefan Römer

    Inter-esse

  • Architektur in Gebrauch

    AG1 – Great Arthur House, AG2 – Falkenhorst, AG3 –…

  • Anke Fesel, Chris Keller (Ed.)

    Berlin Wonderland. Wild Years Revisited, 1990–1996

  • Agata Pyzik

    Poor but Sexy. Culture Clashes in Europe East and West

  • Tom Holert

    Übergriffe. Zustände und Zuständigkeiten der…

  • Chantal Mouffe

    Agonistik. Die Welt politisch denken

  • Nicola Louise Markhus and Marte…

    Another Space: Textile Spaces

  • Heike Gfrereis, Johannes Kempf (Hg.)

    Reisen. Fotos von unterwegs

  • Little Global Cities

    Sarajevo

  • Lilli Kuschel

    Cool World

  • Judith Collins

    Sculpture Today

  • Natalie Czech

    I can not repeat what I hear

  • Stefan Banz

    Jeff Wall. Mit dem Auge des Geistes

  • Florian Pfeffer

    To Do. Die neue Rolle der Gestaltung in einer veränderten…

  • Ernesto Laclau

    The Rhetorical Foundations of Society

  • Miki Hirabayashi

    Cute Farm Animals

  • Daniel Albright

    Panaesthetics. On the Unity and Diversity of the Arts

  • Carola Dertnig, Felicitas Thun-…

    Performing the Sentence. Research and Teaching in…

  • Shundana Yusaf

    Broadcasting Buildings. Architecture on the Wireless, 1927-…

  • Bettina Knaup, Beatrice Ellen (Ed.)

    re.act.feminism. A Performing Archive

  • Andrew Dent, Leslie Sherr

    Material Innovation. Architecture

  • Yasmin Merican

    The Right to Brand

  • Pinar Yoldas

    An Ecosystem of Excess

  • Matthew Gandy, BJ Nilsen (Eds.)

    The Acoustic City

  • Quinn Latimer (Hg.)

    Akram Zaatari. Film as a Form of Writing

  • Steirischer Herbst, Florian Malzacher (…

    Truth Is Concrete. A Handbook for Artistic Strategies in…

  • Jan Svankmajer

    Touching and Imagining. An Introduction to Tactile Art

  • Marc Glöde

    Farbige Lichträume. Manifestationen einer Veränderung des…

  • Olaf Habelmann

    Die Trauben auf deinem Bauch bilden ein Muster

  • Nick Aikens (Ed.)

    Too Much World. The Films of Hito Steyerl

  • L.I.E. (Library of Independent Exchange)

    L.I.E. Lists of Ten Books

  • Malcolm Miles

    Eco-Aesthetics. Art, Literature and Architecture in a…

  • Nikolaus Hirsch, Markus Miessen (Ed.)

    Subtraction. Keller Easterling. Critical Spatial Practice 4

  • Tom Steinert

    Komplexe Wahrnehmung und moderner Städtebau. Paul Hofer,…

  • Christine Ross

    The Past is the Present; It's the Future Too

  • Rachel Mader (Hg.)

    Radikal ambivalent. Engagement und Verantwortung in den…

  • Katharina Roters

    Hungarian Cubes. Subversive Ornamente im Sozialismus

  • John Paul Ricco

    The Decision Between Us. Art and Ethics in the Time of…

  • Ugo Mulas

    Cirque Calder

  • Adrian von Buttlar, Kerstin Wittmann-…

    Baukunst der Nachkriegsmoderne. Architekturführer Berlin…

  • Laura Bruns

    Stadt Selber Machen. Ein Handbuch

  • Michael Fried

    Warum Photographie als Kunst so bedeutend ist wie nie zuvor

  • Henri Lefèbvre

    Die Revolution der Städte. La Revolution urbaine

  • Martin Pawley

    Theorie und Gestaltung im Zweiten Maschinenzeitalter

  • Roberto Gargiani, Anna Rosellini

    Le Corbusier. Béton Brut und der unbeschreibliche Raum (…

  • Hannah Feldman

    From a Nation Torn. Decolonizing Art and Representation in…

  • Conditional Design Team

    Conditional Design Workbook

  • HomeShop (Ed.)

    Appendix

  • Marketa Uhlirova (Ed.)

    Birds of Paradise. Costume as Cinematic Spectacle

  • Stasis. Academic Journal

    Social and Political Theory. No. 1

  • Pavlos Lefas

    Architecture. A Historical Perspective

  • Thomas Girst

    The Duchamp Dictionary

  • Christopher Dell

    Das Urbane. Wohnen. Leben. Produzieren

  • Cathrine Veikos

    Lina Bo Bardi. The Theory of Architectural Practice

  • Gustau Galfetti Gili

    My House, My Paradise. The Construction of the Ideal…

  • Dieter Rams

    Less but better. Weniger, aber besser

  • Matt Zoller Seitz

    The Wes Anderson Collection

  • Louis Martin (Ed.)

    On Architecture. Melvin Charney, a Critical Anthology

  • Adaptive Actions

    Heteropolis

  • Thomas Durisch (Hg.)

    Peter Zumthor. 1985–2013

  • Martin Conrads

    Ohne Mich

  • Gertrud Vogler

    La Défense. Métro, boulot, dodo

  • James Nisbet

    Ecologies, Environments, and Energy Systems in Art of the…

  • October Files 16

    John Knight

  • Stadt Zürich, Amt für Hochbauten (Hg.)

    Grundrissfibel. 50 Wettbewerbe im gemeinnützigen…

  • Paolo Belardi

    Why Architects Still Draw

  • Forensic Architecture (Ed.)

    Forensis. The Architecture of Public Truth

  • Liesbeth Huybrechts (Ed.)

    Participation Is Risky. Approaches to Joint Creative…

  • Clog 10

    Prisons

  • Sylvère Lotringer, David Morris (Ed.)

    Schizo-Culture

  • Judith Laister, Margarethe Makovec,…

    Die Kunst des urbanen Handelns. The Art of Urban…

  • Verena Gerlach

    Karbid. Berlin - De La Lettre Peinte.. / Von Schriftmalerei…

89/90

Michael Schmidt photographiert seit 1965, analog und in Schwarzweiß, mit einem ungewöhnlich breiten Spektrum an Grautönen. "Schwarz und Weiß sind bei mir immer das dunkelste Grau und das hellste Grau" (Michael Schmidt 1996). Seit Jahrzehnten verzichtet Michael Schmidt auf Kompositionsmuster, die sich für das herausragende Einzelbild bewährt haben. Er bevorzugt die Serie, deren künstlerische Aussage sich nicht im Einzelbild erschöpft, sondern bei der ein Bild auf andere hinweist. Für jede dieser Serien sucht Michael Schmidt eine neue Art von Zugang, die dem jeweiligen Thema angemessen scheint. Dazu gehört auch das individuell gestaltete Künstlerbuch, das die Veröffentlichung einer Serie begleitet. Mit seinem ungewöhnlich sorgfältigen Produktionsprozeß wurde Michael Schmidt in den letzten Jahren zum Vorbild für eine jüngere Generation von Photographen. "Grau als Farbe" ist die bislang umfangreichste Einzelausstellung des Künstlers und umfaßt Werkgruppen aus fünf Jahrzehnten mit insgesamt 400 Originalphotographien. Neben den berühmten serien "Waffenruhe", "Frauen" oder Einheit" präsentiert sie auch zahlreiche neue, noch nie gezeigte Arbeiten Michael Schmidts.
Meisterwerke In seinem Œuvre, das bis ins Jahr 1965 zurückreicht, hat der deutsche Fotograf Michael Schmidt, geboren 1945 in Berlin, sich immer und immer wieder mit der in ständiger Veränderung begriffenen Stadtlandschaft seines Geburtsorts beschäftigt. Mit seinem Buch Waffenruhe (1987), das einem neuen lyrischen Stil huldigte und Grau als dezidierte Farbe einsetzte, erlangte Schmidt internationale Anerkennung. In Waffenruhe richtet Schmidt seinen Fokus auf die emotionalen Bedingungen des Ideologiewandels, wie sie sich in den urbanen Räumen Berlins und im Leben seiner Einwohner widerspiegeln. »Ich machte einige Bilder, auf denen nur Suppe zu sehen ist – dieselbe Suppe, die damals im November herrschte«, teilte Schmidt schon Ende der 1970er Jahre über einige seiner Berliner Aufnahmen mit. Spielte er, ohne es selbst zu diesem Zeitpunkt zu ahnen auf die spätere Suppe vom legendären Herbst 1989 an? Schmidt versteht sich jedoch nicht als sozialkritischer Fotograf. Er wolle die Welt nicht verändern, sondern leiste ihr Widerstand und betrachte sich als Realisten im Brecht’schen Sinne: »Realismus ist nicht, wie die wirklichen Dinge sind, sondern wie die Dinge wirklich sind.« […] In 89/90 kommt die Mauer wieder vor. Oder besser: Wir sind eingeladen, uns anzuschauen, was sich bei oder nahe der alten Mauer befindet und vom neuen Berlin (noch) nicht beseitigt worden ist. Manche von Schmidts Szenerien wirken wie Fotos von Ausgrabungen. Es handelt sich dabei um ziemlich brüske Dispositive: Einzelne Gegenstände oder bloße Spuren nehmen das Auge des Betrachters mit einer Roh- oder Schutzlosigkeit gefangen, so als ob sie an einem Protestakt mitwirkten. Aber alle Dinge bleiben stumm. Wie auch in seinen Ausstellungen und anderen Büchern hat Schmidt in 89/90 alle direkten Erklärungen und ausweisenden Untertitel weggelassen. Auf diese Weise gelingt es Schmidt, den historischen Status des jeweiligen Monuments oder Dokuments noch eindringlicher zu hinterfragen. Fürwahr, seine Fotografien von Berlin und dessen sagenumwobener Mauer stehen zuerst und vor allem für das, was Heidegger einst in seinem mit gleichlautendem Titel versehenen Aufsatz als »die Zeit des Weltbildes« beschrieben hat. Für Heideggers »wesentliches Denken« ist ein Weltbild kein Bild von der Welt, sondern die als Bild be- und ergriffene Welt. Genau diese Unterscheidung ist auch für die Vorgehensweise Schmidts kennzeichnend, wenn er den Beobachter mit dem Vorgang des Sehens als solchem konfrontiert. […] Das gesamte fotografische Werk von Schmidt führt eine einzige große Ermittlung in der Frage, in welchem Zustand sich Deutschland befand, befindet und befinden wird. Michael Schmidts Bilder sind unmissverständlich »Deutschlandbilder«, und damit steht er in derselben Tradition wie seine Kollegen August Sander, Bernd und Hilla Becher und Hans-Peter Feldmann, allesamt ebenso exemplarische Fotografen der deutschen Staaten.
Masterpieces In his photographic oeuvre, which began in 1965, German photographer Michael Schmidt, born in 1945 in Berlin, has engaged over and again with the changing urban landscape of his native city. With his book Waffenruhe (1987) Schmidt gained international acclaim. While taking on a new and lyrical style and printing gray as a firm color, Schmidt concentrates in Waffenruhe on the emotional conditions of changing ideologies as reflected in the urban environment of Berlin and the lives of its inhabitants. »I made some images which look like soup. Just like the soup that was in November,« Schmidt once said at the end of the 1970s about some of his earlier photographs of Berlin. Was he unwittingly alluding at this point to the soup from the fabled autumn of 1989? Schmidt doesn’t see himself as a socio-critical photographer. He doesn’t want to change the world, but resists it instead, regarding himself as a realist very much in the Brechtian sense: »Realism consists not in reproducing real things, but in showing how things really are.« […] In 89/90 the wall is back again, or better: we are invited to see what is left of or near the old wall and was left by the new Berlin. Some of Schmidt's scenes look like photographs of excavations. These are quite abrupt plans: single objects or mere traces catch the viewer’s eye with a brutality or a defenselessness, as in a rendering of an act of protest. But all things stand mute. Just as in his exhibitions and books in 89/90 Schmidt has done away with any direct explanations and identifying captions. As such, Schmidt gets to question the status of the historical monument or document even more poignantly. Indeed, his photographs of Berlin and its fabled wall are first and foremost representing what Heidegger once described as »the age of the world picture.« For Heidegger, a world picture, when understood essentially, does not mean a picture of the world, but the world conceived and grasped as picture. That is the same way in which Schmidt is engaging the observer with the act of looking per se. […] The complete photographic oeuvre of Schmidt is an investigation of the question in what state Germany has been, is, and (...) will be. Michael Schmidt’s pictures are unmistakably »Deutschlandbilder«, in the very tradition of peers like August Sander, Bernd and Hilla Becher, and Hans-Peter Feldmann, who are equally exemplary photographers of German states.


Michael Schmidt
89/90
Snoeck, 2010, 978-3940953438