Protocol 14. Nonkonforme Architekturpraxis
Magazin für Architektur im Kontext
Wo Konformität – die Übereinstimmung mit der Norm, der Mehrheitsmeinung, dem business as usual – endet, wird es ungemütlich: dort, wo Akteure anecken, wo sie Normen eines gesellschaftlichen, politischen oder auch technischen Kontexten hinterfragen, sind sie mit Strapazen, Mühsalen und Widerstand konfrontiert. Konform sind wir daher nicht nur aufgrund von äußerem Druck, sondern auch aus einem inneren Bedürfnis nach Zugehörigkeit. Nonkonformität wird hingegen aus eigenständigen Entscheidungen geformt, die von der Mehrheitsmeinung abweichen. Und die Mehrheitsmeinung in der Baubranche ist der Markt. Der Architekturdiskurs unterliegt dabei dem Wandel der Gezeiten: Das, was eben noch nonkonform war, hat sein Präfix schon lange wieder verloren, ist inzwischen bereits wieder form-konform oder norm-konform. Innerhalb einer müden Disziplin, die sich ständig selbst neu zu erfinden versucht, kann Nonkonformität auch der Protest gegen die verschwenderische Erneuerung sein. Alles das, was nicht in diejenigen standardisierten Schubladen passt, aus denen wir immer wieder dieselben abgenutzten Referenzen hervorholen. Die Beiträge durchzieht eine kritische Bewusstseinwerdung, ein Prozess des Umdenkens und eine motivierende Tatkraft. Der Reiz, über das Anders-machen und Anders-denken zu lesen, liegt dabei auch immer in der Spekulation über die Zukunft. Sind die vorgestellten Strategien in ähnlichen Kontexten anwendbar? Wir hoffen, dass die Beiträge Mut für die Praxis machen und sich als Referenzen im Weiterdenken unserer krisenhaften Disziplin bewähren.
Redaktion: Joanna von Essen, Anton Graßl, Leonie Hartung, Franka Matthes, Sarah Silbernagel, Jakob Stadtmüller, Olivier Therrien
Grafik: Josephine M. Aymar, Annika Kiefer, Stefanie Messner, Paul Pacher
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