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Medienästhetik des Films. Verkörperte Wahrnehmung und ästhetische Erfahrung im Kino

Buchpräsentation mit Thomas Morsch und Jennifer Allen

Seit einigen Jahren schon steht vor allem der Körper im Zentrum filmischer Theorien. Dabei geht es diesen neuen Theorien sowohl um die somatische Medienerfahrung des Zuschauers wie auch die verkörperte (d.h. stets gerichtete und bewegliche) Wahrnehmung und Wahrnehmungswidergabe des Films. In seiner „Medienästhetik des Films“ unternimmt Thomas Morsch nun zum ersten Mal eine umfassende analytische Aufarbeitung der verschiedenen Bedeutungen, die dem Körper nicht nur im Bezug auf den Film sondern auch im Rahmen allgemeiner ästhetischer Theorien zugedacht wurden, werden und werden können.  So setzt seine Studie ein bei den ästhetischen Körperkonzepten unterschiedlicher post-strukturalistischer und filmwissenschaftlicher Theorien: u.a. werden hier Barthes ‚Punctum‘, Lyotards ‚Figurales‘, Kristevas ‚Semiotisches‘, Adornos ‚Mimetisches‘ und die der Filmwissenschaft entnommenen Konzepte des ‚Exzess‘, der ‚Materialität‘ und des ‚Haptischen‘ genau untersucht. Die Rolle des Körpers innerhalb der rezenteren Theorien von Verkörperung und Performativität leitet darauf über zum zweiten Kapitel, das sich dem phänomenologischen Ansatz Merlau-Pontys widmet und diesen mit Vivien Sobchack und an Hand vieler Filmbeispiele überzeugend für den Film weiterdenkt. Im dritten Kapitel werden verschiedene Theorien ästhetischer Erfahrung hinsichtlich ihres dem Bewusstsein letztendlich stets nachgeordneten Körperbegriffs kritisch untersucht, und dann an Hand von Deleuze und Guattari gezeigt, wie das auch anders geht.
In seiner Studie spielt Thomas Morsch die verschiedenen Theorien dabei weniger gegeneinander aus, als dass er sie nach ihrer jeweiligen, von anderen Theorien nicht substituierbaren Relevanz sondiert für ein unverkürztes Verständnis dafür, wie und wo der Körper und Körperlichkeit in Film und Filmerfahrung ins Spiel kommen. Dass es Thomas Morsch dabei tatsächlich um den „Eigensinn der filmischen Ausdrucksformen“ geht und nicht um die ästhetischen, philosophischen, oder medialen Theorien an sich, machen die vielen Filmbeispiele im Buch deutlich: an ihnen müssen sich die jeweils gewonnenen theoretischen Einsichten stets messen. Da ist es auch ganz folgerichtig, dass er sein Buch nicht mit einer Theorie beschließt, sondern den Filmen des Franzosen Philippe Grandrieux.
Thomas Morsch ist Juniorprofessor für Filmwissenschaft an der FU Berlin. Jennifer Allen ist Chefredakteurin von frieze d/e, der englisch-deutschen Zeitschrift für Zeitgenössische Kunst und Kultur