Die Stadt als Raum für Klassenkämpfe
Die Stadt ist Ort der Zuspitzung der Klassenwidersprüche, Lebensraum der niederen wie der oberen Klassen. Die Flächen der Stadt sind Gegenstand der Aneignung durch Kapitalinteressen gegen Gebrauchswertansprüche der ausgebeuteten Klasse. Die Stadt ist Raum der Kämpfe um Öffentlichkeit und Demokratie gegen private Eigentumsansprüche und Profitspekulation. In ihrer derzeitigen Gestalt ist die Stadt funktional gewachsen, reproduziert ihre bürgerliche Geschichte und die der Klassenkämpfe auf aktueller „Stufenleiter“ und ist so Gefäß für die sozialen Beziehungen und kulturellen Entwicklungen in Gegenwart und überschaubarer Zukunft. Die scheint – in aller gegebenen Widersprüchlichkeit – geprägt von Regression und Deformation, von Spaltung und Ausgrenzung, von Demokratieverlust und wachsender Ungleichheit, kurz: von gesellschaftlichem Rückschritt. Aber „wie es ist, wird es nicht bleiben!“ Stadtplanung und Stadtentwicklung scheinen - außer im bürgerlichen Feuilleton – kein Thema zu sein. Ohne Schelte an Berufen zu üben, die früher angesehene Tätigkeiten ausgeübt haben: Planung von Siedlung, Stadt und Region existiert nicht mehr wirklich (wird sie noch gelehrt?).Wo nach zu steigerndem Tauschwert für private Investition entschieden wird, hat gesellschaftlicher Gebrauchswert von Architektur-, Stadt- und Raumplanung nur untergeordnete Bedeutung. Im Zentrum von „Planung“ steht, ob, wo und wie einer etwas unternehmen will. Da gerinnen die Menschen, die wohnen, arbeiten, leben wollen, zur Restgröße. Mit dem Anspruch des Marxismus, die aktuellen Verlaufsformen von Ausbeutung und Unterdrückung auf der einen und vom Suchen nach Existenzsicherung und Emanzipation auf der anderen Seite zu erkennen und die Erkenntnisse für diejenigen produktiv zu machen, die sich nicht fügen wollen, befasste sich eine Konferenz der Marx-Engels-Stiftung Wuppertal in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg Stiftung NRW. Die Referate dieser Konferenz werden hier dokumentiert, ergänzt um einen Beitrag zur Zivilmilitärischen Zusammenarbeit, der verdeutlicht, wie unsere Städte zunehmend auch Raum für Friedenskampf werden. Wir verstehen das als unseren spezifischen Beitrag zur inhaltlichen Weiterentwicklung und Wiederbelebung einer eingreifenden, linken Kommunalpolitik, die sich vor allem zwischen den Wahlterminen das Ziel setzt, den städtischen Raum zurückzuerobern.
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