Kritik der Kompetenz
Prüfen, messen, testen: zur Kritik der Kompetenz Testing for competence rather than for intelligence dieser Titel David McClellands stand zu Beginn der 70er Jahre für eine scharfe Kritik an der These von der "angeborenen" Intelligenz, die mit psychologischen Mitteln soziale Ungleichheiten zementiert. Seitdem ist der Begriff der Kompetenz zum Kassenschlager einer psychologischen Industrie geworden, die privates Lebensglück, soziale Sicherheit und beruflichen Erfolg unterschiedslos auf die Ausbildung entsprechender Kompetenzen zurückführt. Das neue Testing Movement verkauft "Kompetenzkapital" als Wettbewerbsvorteil und empfiehlt sich als Begleiter auf dem Weg in die "Kompetenzgesellschaft".
Eine Kritik, die auf diese Situation mit einem "Ja, aber" reagiert und hofft, aus den Techniken der Personalentwicklung Kapital für die eigene Persönlichkeitsentfaltung schlagen zu können, wiederholt letztlich nur die Marketingversprechen der Psychoindustrie. Sie verzichtet auf die Möglichkeit, "in eigener Person zu sprechen", die nach Kant den "öffentlichen Gebrauch der Vernunft" kennzeichnet. Um diese Möglichkeit offen zu halten, bedarf es einer Analyse der gegenwärtigen Situation, die zugleich durch eine Ausweitung informeller Prüfungssituationen in zahlreichen Gesellschaftsbereichen und einen Boom auf dem Gebiet standardisierter Testformate gekennzeichnet ist.