My Belgrade (2nd Edition)
Boris Kralj was born in Goppingen, Germany, in 1976 to parents from the former Yugoslavia. He graduated in photography at Lette Verein in Berlin and focused on fashion and documentary photography. While working in the fashion business as a photographer and model scout for years, his family s origins and the impact of the wars in the Balkans had a remarkable influence on his work and interests. He has a great affection for styled fashion shootings and portraiture, while his documentary work is both raw and authentic. Boris s clients include fashion brands and magazines as well as actors and artists. In 2011 he founded a club where he regularly shows movies from former Yugoslav countries. His photobook My Belgrade is the culmination of a project that has developed over many years and will be accompanied with an exhibition. Boris Kralj works and lives in Berlin.
http://vimeo.com/106091307
Belgrad oder: Die weisse Stadt, wie sie übersetzt heißt, hatte nie eine Glanzzeit, kam nie in den Verdacht ein Paris des Ostens zu sein, und wurde selten genannt, wenn es darum ging, die schönsten Städte Europas aufzuzählen. Belgrad wurde unzählige Male zerstört und vom Rest der Welt immer wieder vergessen. Es wurde in den letzten Jahrzehnten das Synonym für einen Ort der Abneigung und Gewalt und das, obwohl die Unbekannte auf dem Balkan auf den zweiten Blick ein mystischer, urbaner Moloch und das letzte Zeugnis eines Landes ist, welches nicht mehr existiert -- Jugoslawien.
Einst war Belgrad das Zentrum eines Landes, in dem sich eine bunte, ethnische Vielfalt von Menschen als Zeugen ihrer wechselhaften Geschichte verstanden. Durch die Jugoslawien-Kriege in den 199er-Jahren wurde die Stadt zum Sinnbild des Gräuels und der Vertreibung. Heute ist es die Hauptstadt Serbiens, welche auf Hochtouren daran arbeitet, den Anschluss an eine westliche Welt zu finden. Dadurch verblassen allmählich auch die letzten Spuren der einstigen Republik Jugoslawien und mit ihnen die Wehmut und der Zauber, die diesem Ort seinerzeit seinen einzigartigen Charakter gaben.
Der Geist dieser Stadt wurde auf Boris Kraljs Reisen nach Belgrad fotografisch über acht Jahre eingefangen und zeigt sich in den Gesichtern seiner Einwohner, manifestiert sich in den maroden Fassaden der Häuser und wird durch die kyrillischen Schriftzüge auf den bröckelnden Oberflächen ihrer Häuser kommentiert: Zeithistorische Dokumente eines magischen Ortes. In dieser Stadt auf dem Balkan trennten und begegneten sich einst Orient und Okzident, und noch heute spiegeln sich die Spuren der unterschiedlichen Kulturen in einem vibrierenden Dialog im Stadtbild wider.
Das Ergebnis dieser langjährigen Arbeit wird nun am dem 1. Oktober 2011 in einer ersten Ausstellung in der Berliner Galerie Most gezeigt. Parallel dazu erscheint die gleichnamige Publikation im Verlag Die Neue Sachlichkeit. Die Ausstellung, so ist es geplant, wird auf Wanderschaft gehen. Stationen werden sein: Galerie Mülhaupt Köln (Juli 2012), Wien, Belgrad, Chicago.
Boris Kralj wurde 1976 in Göppingen als Sohn jugoslawischer Eltern geboren. Er studierte am Lette-Verein in Berlin Fotografie, mit dem Schwerpunkt Mode und Dokumentation. Während seiner langjährigen Arbeit im Modebereich, als Fotograf und Scout, nimmt das Interesse der elterlichen Herkunft durch die Balkankriege einen großen Einfluss auf sein Schaffen. Neben der Vorliebe für inszenierte Mode- und Portraitfotografie fasziniert ihn die Dokumentation der ungeschönten Realität. Boris Kralj hat bisher für viele Modelabels und Zeitschriften gearbeitet und viele Künstler und Schauspieler portraitiert. 2011 gründete er einen Klub, in dem regelmäßig Filme aus Ex-Jugoslawien gezeigt werden. Sein Bildband „My Belgrade“ ist ein langjähriges Projekt und wird von einer Ausstellung begleitet. Boris Kralj lebt und arbeitet in Berlin.