Torpor (Roman)
Aus dem Englischen von Stephanie Wurster. Nachwort Karolin Meunier.
Torpor ist eine Erzählung über die frühen 1990er, über die Zeit von Amerikas erstem Golfkrieg, den Fall der Berliner Mauer und die Medienrevolution in Rumänien: „Es ist der Beginn einer Neuen Weltordnung“, schreibt Chris Kraus. Sylvie Green und Jerome Shafir sind zwei Intellektuelle und „wurzellose Kosmopoliten“, die weder im New Yorker East Village noch an anderen Orten in den USA richtig zu Hause sind. Sie reisen nach Berlin und beginnen eine Irrfahrt durch ein zerfallendes Osteuropa. Sylvies absurder Plan, in Rumänien ein Kind zu adoptieren, soll nicht nur ihre Beziehung retten, sondern auch Jerome helfen, die Anthropologie des Unglücklichseins zu schreiben, sein Buch über den Holocaust.
„Es gibt eine Zeitform der Sehnsucht und Reue, in der jeder Schritt, den man tut, verzögert, überprüft, ein wenig zurückgehalten wird. Die Vergangenheit und die Zukunft werden vorausgesetzt, eine ideale Welt, die im Schatten eines wenn existiert. Es wäre gewesen.“
Die US-amerikanische Autorin und Künstlerin Chris Kraus schreibt Romane und Kunstkritiken und lebt in Los Angeles.
»Torpor« (im Original erschienen 2006) ist der dritte Roman der in Los Angeles lebenden Künstlerin, Kunstkritikerin und Autorin Chris Kraus. Wie in ihrem pseudo-bekenntnishaften Briefroman »I love Dick« sind auch hier die beiden Hauptfiguren, obwohl diesmal fiktive Charaktere, unschwer als Alter Egos des realen Ehepaars Chris Kraus und Sylvère Lotringer zu erkennen. Der Roman folgt Sylvie und Jerome auf ihrer Irrfahrt durch ein Berlin kurz nach dem Mauerfall und ein zerfallendes Osteuropa. Kraus teils satirische Beobachtungen der intellektuellen Szene Ost- und Westberlins, der beginnenden Restaurierung der Städte und der Bedeutung der Öffnung osteuropäischer Länder vor dem Hintergrund der deutschen Vergangenheit beschreibt sie aus der Perspektive einer gescheiterten New Yorker Künstlerin. Die prekären bohemistischen Zirkel, in denen sich Sylvie und Jerome in der Alten und der Neuen Welt bewegen, haben ihnen viel beigebracht, aber nicht genug. Ihre Überlebensfähigkeiten enden an der Berliner Stadtgrenze. In Rumänien planen sie, in völliger Unkenntnis der Situation, ein Kind zu adoptieren: Familiengründung als hilfloser Versuch, einer Ehe Sinn zu geben. "Es ist der Beginn einer neuen Weltordnung", schreibt Kraus in »Torpor«.)