Doppelleben. Kunst und Popmusik
Was versprach sich Andy Warhol davon, als Produzent von The Velvet Underground im Musikgeschäft zu agieren, und was erhoffte sich umgekehrt die Band von diesem Produzenten? Warum setzte Yoko Ono ihre Fähigkeiten, die sie schon vor der gemeinsamen Zeit mit John Lennon in der künstlerischen Avantgarde
entwickelt hatte, in der Popmusik ein – und was zog Lennon im Gegenzug in die Kunst? Warum nahm Joseph Beuys 1982 eine Single mit dem Titel »Sonne statt Reagan« auf? Und warum gingen Künstlerinnen wie Michaela Melián etwa um die gleiche Zeit in die Popmusik? Wie wichtig sind Utopien der Synthese zwischen Musik und Kunst für Brian Eno, Laurie Anderson oder Fatima Al Qadiri? Und welche subversive Dystopie, ausgedrückt in transgressiven Bildern und Noise, ließ aus der britischen Künstlergruppe COUM Transmissions Mitte der 70er-Jahre die Band Throbbing Gristle werden?
Der Kontextwechsel zwischen Kunst und Popmusik – so argumentiert Jörg Heiser in »Doppelleben. Kunst und Popmusik«, seinem zweiten großen Buch nach »Plötzlich diese Übersicht. Was gute zeitgenössische Kunst ausmacht« (Berlin 2007) – ist der Versuch, für Widersprüche, die in dem einen Zusammenhang auftauchen, Lösungen im anderen zu finden. Heiser richtet seinen Blick darauf, welcher Art diese Widersprüche sind und wann der Kontextwechsel einer Suche nach Lösungen gleichkommt und wann einer Flucht vor Problemen.