
Mont Klamott. Berliner Trümmerberge
Das größte Mahnmal für die Zerstörung der Stadt Berlin im Zweiten Weltkrieg liegt im Verborgenen, unter einer künstlichen Bergkette. Diese Erhebungen wurden aus dem unverwertbaren Schutt der durch Bombenangriffe zerstörten Häuser angelegt.
Circa 75 Millionen Kubikmeter Trümmer fielen 1945 in Berlin an. Aus einem Teil davon entstanden 20 sogenannte Trümmerberge, die die Physiognomie der Stadt drastisch veränderten. Ihre planvolle landschaftsarchitektonische Aufschüttung jedoch lässt die Berge beinahe natürlich erscheinen und offenbart erst auf den zweiten Blick, dass sie von Menschen geschaffen wurden.
Die Trümmerberge sind schon bald nach ihrer Aufschüttung zu ambivalenten Orten geworden: Als Parks dienen sie seither der Erholung, dem Schönen, dem Zeitlosen, dem Vergnügen. Unter der Erde liegt ein Teil der Stadt, ihrer Architektur und Kultur begraben, der durch den Krieg zerstört wurde. Durch Erosion geraten Scherben und Mauersteine wieder an die Oberfläche und blitzen mahnend unter der Erde hervor. Angesichts der nie zu Frieden kommenden Welt und neuer Kriege behält der Blick auf und in die Trümmerberge eine bittere Aktualität.
Die Berliner Künstlerin Caroline Böttcher veröffentlicht mit „Mont Klamott“ nun ihre 10-jährige künstlerische Recherche, die sie mittels Fotografie, der Auswertung und Darstellung von Archivmaterial, Skizzen von Topografie und Botanik sowie Textarbeiten durchgeführt hat. Die Publikation wird aus zwei Teilen bestehen: einem Hardcover-Buch, das Farbfotografien der Berge und der dortigen Fundstücke den Archivbildern der Orte und der Entstehung der Berge gegenüberstellt. Im zweiten Band sind Texte und Skizzen zu finden, die Caroline Böttcher im Rahmen ihrer Recherchen und Ortserkundungen angefertigt hat. Die Essays der Kunsthistorikerin Annika Wienert und der Autorin Luise Meier betrachten die Trümmerberge aus überraschenden Perspektiven und erhellender Tiefenschärfe. In kartografischen und tabellarischen Überblicken macht Caroline Böttcher grundlegende Daten zu Topografie, Massenaufbau und Entstehungsgeschichte der einzelnen Berge verfügbar. Durch diese facettenreiche Aufbereitung des Themas rückt die Bedeutung der Berge eindringlich in das Bewusstsein; zugleich kann das Buch als Guide für eigene „alpine Touren“ in Berlin genutzt werden.