
An Architektur 04-09: Krieg und die Produktion von Raum
04 US Naval Base Guantanamo Bay: Recht und Raum
„Guantanamo Bay ist in einem gewissen Sinn einzigartig. Es stellt aufgrund seiner spezifischen Rolle in der Rechtsordnung einen Sonderfall in der Kategorisierung von Räumen dar. Zur Zeit gibt es im Justizsystem der USA eine wichtige Debatte darüber, welche verfassungsmäßigen Rechte jemandem zustehen, der des Terrorismus angeklagt ist und auf einer Militärbasis gefangen gehalten wird – einem Territorium, das der Rechtsprechung der USA unterliegt, in dem aber keine verfassungsmäßigen Rechte gelten. Guantanamo ist gewissermaßen ein Extremfall eines solchen exterritorialen Gebietes. Es befindet sich noch nicht einmal innerhalb des US-Staatsgebietes, obwohl es unter der Kontrolle dieses Staates steht.“
05 Mission Critical Facility
Unternehmen der Telekommunikations- und Finanzbranche haben in den letzten Jahren ihre Datenspeicherung und -verarbeitung räumlich von den Büroarbeitsplätzen getrennt und in Mission Critical Facilities ausgelagert. Dies sind unauffällige Gebäude zur Datenspeicherung, deren Sicherheits- und Versorgungstechnik selbst bei Brandfällen, Naturkatastrophen oder Anschlägen die Fortführung der Geschäfte gewährleisten soll. Die Rolle der Planung beschränkt sich bei diesem neuartigen Gebäudetyp auf die Minimierung von Sicherheitsrisiken.
06 Segal/Weizman: israelische Siedlungspolitik
Bisherige Karten der West Bank stellen die israelischen Siedlungen als Punkte dar, die einen Ort markieren und vielleicht Aussagen über die Anzahl der Bewohner machen. Die Karte von Rafi Segal und Eyal Weizman, erstellt in Kooperation mit der Menschenrechtsorganisation B?Tselem, zeigt dagegen Form und Ausdehnung der Siedlungen. Die Anlage vieler Siedlungen ist bedingt durch strategische Ziele, wie die Überwachung palästinensischer Städte oder die Störung palästinensischer Infrastruktur. Die Analysen versuchen einen Zusammenhang zwischen Planungs- und Bauprozessen und Menschenrechtsverletzungen aufzuzeigen.
07 Architekten für den Frieden, 1983
„Wir fordern alle Kolleg(inn)en auf, sich dem Bau von Atomschutzanlagen zu widersetzen und Planungen abzulehnen, die zu einer weiteren Aufrüstung führen. / Darüber hinaus rufen wir alle Architekt(inn)en auf, die Öffentlichkeit über Wirksamkeit und Zweck sowie über die kriegsfördernden Zusammenhänge von Atomschutzbunkern zu informieren und aufzuklären. / Wir rufen zu einer Solidarisierung der kritischen Architekt(inn)en auf, die allein es fertig bringen kann, die Ohnmacht des Einzelnen in einen Druck auf die Regierungen umzuwandeln.“
08 Danscha: Siedlung für demobilisierte GuerillakämpferInnen
Im kaum erschlossenen nordäthiopischen Tiefland, nahe der Grenze zu Sudan und Eritrea, wird mit deutscher Unterstützung ab 1994 eine Siedlung für demobilisierte GuerillakämpferInnen der Tigrinischen Befreiungsfront errichtet. Die strategische Lage, die Planungs- und Verwaltungsstrukturen und das Alltagsleben in Danscha lassen die militärischen Hintergründe des Projekts erkennen.
09 German-Japanese Village, Utah 1943
Auf dem Armeegelände Dugway Proving Ground in Utah wurden 1943 detaillierte Rekonstruktionen typischer deutscher und japanischer Wohnbauten errichtet. Zweck dieser Bauten war die Entwicklung und Erprobung von Brandbomben für alliierte Luftangriffe. Diesem German-Japanese Village genannten Komplex, der unter der Mitarbeit der emigrierten deutschen jüdischen Architekten Erich Mendelsohn und Konrad Wachsmann und des tschechischen Architekten Antonin Raymond entstand, gingen Untersuchungen zur Stadtstruktur, zu Konstruktion und Materialeigenschaften typischer Gebäude und ihrer jeweiligen Möblierung voraus.
Februar 2003, zus. 132 Seiten, Abbildungen s/w, deutsch