Architekturkritiken 1962-2003. Hermann Funke
Mit kritisch-fundiertem Blick und klarer, scharfer, auch gewitzter Sprache ordnet Funke die Gegenstände der Architektur in gesellschaftspolitische Debatten ein, die bis heute prägend sind: die Anfänge, die Notwendigkeit, die Fehler, das Fehlen des sozialen Wohnungsbaus, der Ausverkauf von städtischen Entwicklungsflächen, verwegene Architekturprojekte vor politischem, sozialem oder kommerziellem Hintergrund, die deutsche Planungsmisere. 1962 hat Funke, nach Ansicht des damaligen Feuilletonchefs der Zeit, Rudolf Walter Leonhard, „dem deutschen Journalismus eine neue Gattung erfunden: die Architektur-Kritik”. Er war vielleicht der erste populäre Architekturkritiker der noch jungen Bundesrepublik. Mit Sicherheit aber einer der schärfsten, wie Hermann Henselmann schon 1965 befand:
„Ich kann mir vorstellen, daß viele Architekten sich über Ihre Kritiken ärgern. (…) Ich habe verschiedene Leute gesprochen, die Ihnen geradezu zähnefletschend gegenüberstehen...” Funkes – damals noch selten: namentlich verantwortete – Artikel in der Zeit (1962–69; 1980–86), dem Spiegel (1970/71) und zuletzt in der Jungle World (2003) sind immer auch Berichte über ihre Zeit. Dieses Buch ist also nicht nur für all jene von Interesse, die sich in den aktuellen Debatten zu Architektur und Stadplanung weiterhin gültige feine Beobachtungen und grundlegende, scharfe Argumente aus einer zeitgenössischen Praxis wünschen. Es ist auch ein kritisches Geschichtsbuch, das die Gesellschaft in ihren Gebäuden erkennt. Zeige mir, wie du baust, und ich sage dir, wer du bist.