Der Jugendclub Extrem. Lugau 1984 - 1994
Lugau, ein Dorf im Nirgendwo zwischen Brandenburg und Sachsen, ist in den 1980er- und frühen 1990er-Jahren das Mekka für Independent-Musik in Ostdeutschland. Eingeklemmt zwischen Braunkohleabbaugebiet und Spreewald hat sich in dem schmalen Landstrich eine vitale Szene entwickelt, Tausende pilgern jedes Jahr in die Niederlausitz, um sich auf den Partys und Konzerten des Jugendclubs Extrem der Punk- und Independent-Musik hinzugeben. Fast 200 Bands und DJs des Post-Punk, der New Wave und später des Techno geben sich hier zwischen 1984 und 1989 die Klinke in die Hand. Popper, Punks, Rockabillys und Stinos feiern in trauter Einheit den Tanz auf dem Vulkan, um dem Sozialismus zumindest für ein paar Stunden zu entfliehen.
Dass diese Revolution nicht in Vergessenheit gerät, verdankt die Nachwelt den Fotos von Henri Manigk und Frank Kiesewetter. Über viertausend Mal drückte vor allem Kiesewetter auf den Auslöser seiner Praktica – und hinterließ so einen wahren Schatz an historischem Bildmaterial: unwiederbringliche Momente aus einer Welt voller Exzess und Freiheit, die es bis zum Mauerfall offiziell überhaupt nicht geben durfte. Auch nach der Wende ging das Clubleben unvermindert weiter. In den Neunzigern strömten internationale Rockbands und Techno-DJs nach Lugau und in die Nachbardörfer, deren Säle und Freilichtbühnen vom Jugendclub Extrem genutzt wurden.
Über zweihundert der besten Aufnahmen werden neben Flyern, Stasi-Akten und Erinnerungen von prominenten Zeitzeugen, Machern, Musikern und Gästen im vorliegenden Bildband das erste Mal der Öffentlichkeit präsentiert. Exotische Punks prallen auf NVA-Soldaten in Uniform, junge Bauernburschen auf exaltierte Popper-Mädchen, Großstadt auf Provinz.