Die urbanen Wurzeln der Finanzkrise
Die Stadt für den antikapitalistischen Kampf zurückgewinnen
Supplement der Zeitschrift Sozialismus 2 / 2012
»Angesichts einer bürgerlichen Theorie, die kaum Erkenntnisse zum Zusammenhang zwischen städtischen Entwicklungen und gesamtwirtschaftlichen Störungen vorweisen kann, ... sollte man meinen, dass hier marxistische Kritiker mit ihren viel gerühmten historisch-materialistischen Methoden zum Zuge kommen und aufs Schärfste explodierende Mieten und ungezügelte Formen der Enteignung denunzieren... Und man sollte meinen, sie hätten der Aneignung des Raums in den Städten durch Gentrifizierung, den teuren Eigentumswohnungen und der Umwandlung der Stadt in Themenparks (›Disneyfizierung‹) die barbarische Obdachlosigkeit gegenübergestellt, den Mangel an bezahlbarem Wohnraum und die städtischen Umweltbedingungen... Einige wenige marxistische Stadtforscher (zu denen ich mich zähle) haben darüber geschrieben.
Faktisch ist die Theoriebildung im Rahmen des Marxismus aber derjenigen innerhalb der bürgerlichen Ökonomie strukturell leider nur allzu ähnlich... Die Bedeutung des Immobilienmarkts für die Herausbildung der Krise 2007-09 und der mit ihr verbundenen Arbeitslosigkeit und Politik der Sozialkürzungen ... bleibt im Dunkeln, weil es keine ernsthaften Versuche gab, die Analyse der Urbanisierung und Bebauung in die allgemeine Theorie von den Bewegungsgesetzen des Kapitals zu integrieren. Daher neigen viele marxistische Theoretiker ... dazu, den jüngsten Crash als offensichtliche Manifestation ihrer jeweils bevorzugten marxistischen Krisentheorie zu betrachten – sei es der Fall der Profitrate, die Unterkonsumtion oder was auch immer.«