Gelände. Terrain.
Der Ort, in dessen Untergrund sich das Kino Arsenal seit 2000 befindet, erfuhr in den letzten 300 Jahren eine Vielfalt von Beschreibungen: der Residenz zur Zierde (Friedrich Wilhelm I, 1732) – zwischen Achteck und Viereck (Friedrich Nicolai, 1786) – ein Paradies (Bettina von Arnim, 1811) – das politische Herz Deutschlands (Eugen Szatmari, 1927) – Ödland (Zaha Hadid, 1991) – geschichtlich kontaminiertes Areal (Naturschutz- und Grünflächenamt Mitte, 1992) – Sonderbaufläche mit hohem Grünanteil (Flächennutzungsplan, 1992) – ein Raum ohne Halt (Rolf Lautenschläger, 1994) – und – Ort eigentümlich sedimentierter Vergangenheit (Moshe Zuckermann, 2000). Riki Kalbe nannte den Ort schlicht Gelände. Sie fotografierte ihn und die diversen, oft ephemeren Nutzungen und Aneignungen des Ortes, die zwischen 1989 und 2000 auf ihm stattfanden, sie verfolgte den Umbau der Akademie der Künste und den Bau des Holocaust Mahnmals mit ihrer Kamera und sie initiierte die Ausstellung Ministergärten der ngbk (2000) in einem leerstehenden Gebäude der Reichsbahn in der Voßstraße. Auch Wolfgang Kil, Architekt, Autor und profilierter Kritiker der Berliner Stadtentwicklung, schrieb immer wieder über das Gelände. Die Zusammenführung der beiden Stimmen, die das Gelände für eine Dekade genau beobachtet haben, soll auch an eine Zeit erinnern, in der ein Zwischenraum für einen kurzen Moment ein Versprechen gab. (Ines Schaber)