Handbuch des entwohnten Körpers
Über die Darstellung des Anatomischen hinaus ist der menschliche Körper – als Selbstbild der eigenen Identität – in unterschiedlichen Ausprägungen ein Thema der bildenden Kunst. Oft sind es Frauen, die Geschlechterrollen thematisieren und in ihren Arbeiten nicht nur Verletzung und Dysfunktionalität darstellen, sondern auch die Kontroll- und Machtmechanismen abbilden, denen Individuen unterworfen sind.
Mensch, Leib und Geist als Ganzes zu denken, ist eine komplexe Angelegenheit. Da ist die Frage berechtigt, wie sehr unser Handeln tatsächlich dem eigenen Willen gehorcht und wo die Konvention anfängt, die unser Leben bestimmt. Mit der 1982 in Prag geborenen Eva Kot’átková und der 1976 verstorbenen italienischen Konzeptkünstlerin Ketty La Rocca haben die Kunstmuseen Krefeld zwei Protagonistinnen in einer Ausstellung aufeinandertreffen lassen, deren Werk maßgeblich geprägt ist von der Suche nach physischen und mentalen Einflüssen. Während die Jüngere in ihren Arbeiten Erziehung und Bildung in den Blick nimmt, ist Ketty La Rocca, als Pionierin feministischer Kunst, stereotypen Frauenbildern auf der Spur. Was beide verbindet, ist die Verwendung von Sprache und Schrift und die Bedeutung, die beide in ihrer Kunst dem gesprochenen und geschriebenen Wort beimessen. Insofern ist es konsequent, dass kein klassischer Ausstellungskatalog entstanden ist, sondern eine Art Handbuch, das als selbstständiges Wörterverzeichnis funktioniert und in dem beide Künstlerinnen in Text und Bild miteinander ins Gespräch kommen.