Neuromacht: Kunst im Zeitalter des kognitiven Kapitalismus
Wie groß ist das Potenzial der Kunst, um die Beziehungen zwischen kulturellen Objekten in jeweils spezifisch austarierten kulturellen Ökologien zu beeinflussen und zu verändern? Lassen sich diese Veränderungen und Einflußnahmen direkt in Veränderungen der neurobiologischen Architektur der kulturellen Subjekte übertragen? Mit anderen Worten: »Hat die materielle Welt, insbesondere die von Künstlern geschaffene, einen kausalen Einfluß auf die Entwicklung der funktionalen Anatomie und der Struktur des Gehirns? Und welche Rolle spielt die Kunst bei diesem Unterfangen?«
Neidich unternimmt es, den Historischen Materialismus Marx’scher Prägung als neurobiologische Grundvoraussetzung auszulegen. Die Geschichte der Objekte und ihrer Beziehungen untereinander, die in sie eingebettet sind und die sie zugleich verkörpern, stellen nicht nur eine Erzählung des Objektes, bzw. der Objekte und ihrer epochalen Beziehungen dar, sondern bilden vielmehr ein Narrativ ihrer Instanziierung in den materiellen Zuständen des Gehirns, und beinhalten somit die Möglichkeit einer Transformation unserer Vorstellung vom Denken selbst.