Vogue. M29 Special.09/2019 September
Die Galerie M29 zeigt Arbeiten von zwei Künstlerinnen, die sich mit dem Thema Mode auseinander setzen:
Alexandra Hopfund Regine Steenbock.
Mode begreift Alexandra Hopfals eine Metapher für die Gestaltung von Geschichte. Sie untersucht inihren installativen Arbeiten die Konstruktion von (Kunst)Geschichte, wobei Faktisches und Imaginierteszu einem wandelbaren Gewebe werden. Dabei verhält sich der Stoff bzw. das Material zu Form und Inhalt– wie Geschichte – sprunghaft. So entstehen in Vor- und Rückblenden Objekte unterschiedlicher Medien,die eine Art Reliktcharakter haben.In der ersten Präsentation ihrer Arbeit „Spacetime Suits for Giacometti“ zeigte Alexandra Hopf acht Sepi-aabbildungen von verschiedenen Einteilern (Jumpsuits), gefertigt nach dem legendären Vorbild der TuTades Futuristen Thayaht aus dem Jahr 1920, jedoch von der Künstlerin aus dem Gewebe ihrer eigenen Male-rei reproduziert. Nun zeigt sie unter dem Titel „Tigersprung: Herbst/Winter“erstmalig die acht Einteilerim Original, geschneidert aus Gouache- und Ölkreidemalereien, in die feine Linien, wie ein Fadenverlauf,eingeritzt sind. In den Kleidungsstücken verwandeln sich diese Linien in kosmische Kompositionen undSpinnennetze – und korrespondieren mit der (alb-)traumhaften Erzählung Giacomettis „Der Traum, dieSphinx und der Tod des T.“ Alle Elemente der Ausstellung unterwirft Alexandra Hopf einer Destabilisie-rung von Zeitlichkeit, gleich einem Loop, in dem fiktive und historische Elemente, die Kunst und Dich-tung Giacomettis und die Mode des futuristischen Designers Thayaht miteinander verwoben werden.Die Künstlerin und Modedesignerin Regine Steenbockpendelt in ihrem Schaffen immer wieder zwischenfreier und angewandter Kunst, zwischen künstlerischer Forschung und Gestaltung. Ihr Ansatz ist geprägtvon einem anthropologischen Blick auf Farbe, Form und den menschlichen Körper. Angeregt durch ihreLehraufträge in außereuropäischen Kultur kreisen befasst sich Regine Steenbock seit 2016 mehr und mehrmit sozialen und ethnologischen Modestudien.In ihrer Arbeit „Chinesisches Gewebe“führt sie uns nach China, ein dem Westen immer noch fremdes undschwer entzifferbares Land, zwischen moderner Technik und Tradition, das wir als Mythos, als politischeDubiosität und wirtschaftliche Bedrohung empfinden. Steenbock erkundet die komplexen kulturellen,wirtschaftlichen und ideologischen Zusammenhänge, die sich in der Kleidung des täglichen Lebens abbil-den. Sie fotografiert die Menschen und die Mode, wo sich Codierung von Moderne und Tradition glei-chermaßen finden. In Ihrer Foto- und Filminstallation fängt Regine Steenbock Details ein und spürt Kom-positionen auf, in denen sich Individualität und Gemeinschaft, Natur und Kultur, westliche Symbole undFolklore verbinden und einen eigenen Stil prägen.
Zur Ausstellung erscheint die Publikation VOQUE September 09/19, M29 Special.