Weltausstellung 1889. Der Maschinenpalast
Die stützenfreie Halle, 420 Meter lang, 110 Meter breit, 43 Meter hoch, der größte Palast aus Eisen und Glas, der jemals gebaut wurde, stand schon während der Bauarbeiten im Schatten des Eiffelturms. Zwar hat man der Galerie des Machines schnell und unbestritten ihren Platz in den Geschichten der modernen Architektur zugewiesen, doch weiß man bis heute erstaunlich wenig über den Bau und seinen Architekten Ferdinand Dutert, der hier zum ersten Mal bei einem Gebäude einen Dreigelenkbogen verwendet hat. Eugène Hénard, der die Bauaufsicht führte, berichtete regelmäßig in einer Architekturzeitschrift über den Fortgang der Arbeiten; sein Bauprotokoll verschafft einen lebhaften Eindruck von der enormen Größe des Vorhabens und den außergewöhnlichen Leistungen aller Beteiligten, liefert, mit zahlreichen Plänen und Schnitten illustriert, eine präzise Beschreibung der Konstruktion und liest sich zugleich als spannende Erzählung vom Wettlauf zweier Firmen, die, von der Mitte ausgehend, mit höchst unterschiedlichen Montageverfahren jeweils eine Hälfte der Halle errichten – beiden gelingt es in Rekordzeit. Susanne Weiß und Chup Friemert haben für die erste deutschsprachige Monografie diesen zeitgenössischen Text zur Baugeschichte aus dem Französischen übersetzt. Der Beitrag von Chup Friemert lenkt über die Entstehungsgeschichte des Gebäudes hinaus das Augenmerk auf den historischen und mediengeschichtlichen Kontext des Projekts der Weltausstellung von 1889, führt in die frühe Mentalitätsgeschichte der Globalisierung ein und verfolgt den Sieg einer Ikonografie des Technischen, einer neuen Ikonografie, die keinem Bildprogramm verpflichtet ist. Zudem wird die bildliche Dokumentation und literarischen Rezeption des Maschinenpalasts von 1889 durch die Zeitgenossen verfolgt, wird von diversen Umnutzungsversuchen erzählt und schließlich vom Ende dieses viel zitierten, aber letztlich unbekannten Palasts aus Eisen und Glas. Die ursprünglichen, der Publikation Hénards beigegeben 41 Abbildungen wurden überarbeitet. Die Autoren haben zudem unveröffentlichtes Archiv- und Bildmaterial zusammengetragen und ausgewertet (Archives Nationales, Bibliothèque Nationale, Bibliothèque Historique de la Ville de Paris, Bibliothèque Forney, Musée Carnavalet) und die ursprüngliche Publikation durch zusätzliche Pläne und Fotografien ergänzt.