
Haus Marlene Poelzig, Berlin. Abriss und Aufbruch
Berlin-Westend, Tannenbergallee 28, Wohnhaus Poelzig, Sommer 1930. Im Erdgeschoss liegt das Atelier von Marlene Poelzig: der Raum einer Architektin, Innenarchitektin, Möbeldesignerin, Bildhauerin. Der Raum einer Partnerin, der durch eine Tür direkt mit dem Arbeitszimmer ihres Partners, Hans Poelzig, verbunden ist. Und der Raum einer Mutter, die mit einem kurzen Blick durch das Fenster jederzeit die im Garten spielenden Kinder sehen kann. Nicht einmal hundert Jahre später gibt es dieses seltene Beispiel emanzipatorischer Architektur der 1920er Jahre nicht mehr. Aber es gibt dieses Buch, das die Geschichte des Hauses und seiner Architektin wieder lebendig werden lässt.
Das Buch spürt anhand eines Spaziergangs durch das Haus diesen Themen nach. So lebt das Gebäude in Bild und Text selbst wieder auf und wird zugleich weitergedacht: Jeder Raum, der bei diesem Rundgang betrachtet wird, wird so auch zum Ort aktueller wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Fragen. Dabei geht es um Autor*innenschaft bei Paaren und Kollektiven in der Architektur, um Gleichberechtigung und Feminismen, um Care-Arbeit und Architektur, um Archivpraxis und letztlich um Denkmalschutz, Substanzerhalt und Protestkultur.
Grundrisszeichnungen auf transparenten Zwischenblättern rahmen die Inhalte. Bildessays beleuchten wichtige Etappen im Schaffen Marlene Poelzigs. Das Werkverzeichnis, eingebunden im letzten Kapitel der Publikation, gibt zudem erstmals einen Überblick über das Gesamtwerk der Architektin, Innenarchitektin, Bildhauerin und Möbeldesignerin