Direkt zum Inhalt

Warenkorb

  • gerade nicht auf Lager
    John F. C. Turner

    Housing by People. Towards Autonomy in Building…

  • Loretta Napoleoni

    Rogue Economics. Capitalism's New Reality

  • AD

    AD 174. Vol. 75. Nr. 2. Samantha Hardingham. The 1970'…

  • An Architektur

    An Architektur 18: Camp for Oppositional Architecture:…

  • An Architektur

    An Architektur 16-17

  • Vera Beyer, Jutta Voorhoeve, Anselm…

    Das Bild ist der König. Repräsentation nach Louis Marin

  • An Architektur

    An Architektur 15 / FFM 11: Europäische…

  • An Architektur

    An Architektur 14: Camp for Oppositional Architecture

  • An Architektur

    An Architektur 11-13: Theorie und Praxis der Kartografie

  • An Architektur

    An Architektur 10: Gemeinschaftsräume

  • An Architektur

    An Architektur 04-09: Krieg und die Produktion von Raum

  • IDEA Magazine

    IDEA 296. Books <preposition> graphic design

  • IDEA Magazine

    IDEA 293. Stanley Donwood / Vacances. DD-DDD / Dimensions…

  • gerade nicht auf Lager
    An Architektur

    An Architektur 01-03

  • gerade nicht auf Lager
    Pro qm

    Gutschein / Voucher

Mengeles Schädel. Kurze Geschichte der forensischen Ästhetik

Mit dem Eichmann-Prozess gelangte die Zeugenschaft der Überlebenden in den Fokus rechtswissenschaftlicher Überlegungen; Urteil, Subjektivität und Zeugenaussage wurden durch ihn in ein neues Verhältnis setzt. Als untergetauchter Kriegsverbrecher wurde auch dem KZ-Arzt und Phrenologen Josef Mengele der Prozess gemacht. Dabei trat jedoch nicht der lebendige Täter, sondern seine mutmaßlichen menschlichen Überreste des Schuldigen vor ein Forum, das allerdings kein juristisches, sondern ein forensisches war. Dem Urteil »schuldig« im Fall Eichmanns entsprach das Urteil »Mengele« im Fall Mengeles. In Mengeles Fall dienten die Knochen den Richtern als Zeugen, wobei die subjektive Spur, die das leblose Objekt auf gespenstische Weise noch umgab, »osteobiografisch« untersucht und sichtbar gemacht wurde. Diese Verfahren präzise untersuchend, erweitern Keenan und Weizman die Idee vom Einzug des Zeugen ins Gericht beim Eichmann-Prozess mit der Vorstellung vom Einzug des Dinges in die Gerichtsbarkeit. Mengeles Schädel, der (beinahe wie in Dantes Bestrafung der Sünder einer Inversion seines eigenen Vergehens unterworfen, also zum Objekt wissenschaftlicher Untersuchungen wurde) stellen Keenan und Weizman als Gelenkscharnier eines paradigmatischen Turns dar, das sich zur forensischen Ästhetik hin bewegt. Diese sei nicht nur eine Erweiterung des Forums, sondern ein Moment des Strukturwandels, der ein zunehmendes Ineinanderverlaufen von Objekten und Subjekten, Totem und Lebendigem bedeute.


Thomas Keenan, Eyal Weizman
Mengeles Schädel. Kurze Geschichte der forensischen Ästhetik
Merve, 2020, 978-3-96273-033-8
gerade nicht auf Lager