Recht auf Erbe in der Migrationsgesellschaft
Eine Studie an Erinnerungsorten türkeistämmiger Berliner*innen
Wenn wir, so der Gedanke der Autorin, von Migrationsgesellschaft in Zukunft nicht nur sprechen, sondern diese auch leben wollen, müssen wir uns nicht nur diese Orte, sondern auch die städtische Erinnerungspolitik genau ansehen. Denn die Art und Weise, wie kulturelles und bauliches Erbe konstruiert und rezipiert wird, kann eine bedeutende Rolle auf dem Weg zu einer wahren Migrationsgesellschaft spielen.
Museen, Denkmalschutzämter, Archive, Gedenkstätten, Geschichtsdidaktiker*innen und kommunale Vertreter*innen tragen die Verantwortung für den Umgang mit dem Erbe der Stadt – und diese vertreten, je nach Perspektive, Forschungsmethodik und Erkenntnisinteresse, einen selektiven Ausschnitt des Erbes. Anderes bleibt unsichtbar, verborgen, als ob es nicht existiere. So geschieht es derzeit noch überwiegend mit dem städtischen und kulturellen Erbe, dessen Erbengemeinschaft oder Geschichte migrantisch geprägt ist.
Für das “Recht auf Erbe in der Migrationsgesellschaft” hat Gülsah Stapel gemeinsam mit ihren Zeitzeug*innen tief in den Erinnerungen, Archiven und Bibliotheken gegraben: Forscherin und Zeitzeug*innen wurden zu Partnern, zu “Gesprächskompliz*innen”. Auf diese Weise ist ein intensiv reflektierter und lang ersehnter Beitrag zur Erinnerungskultur entstanden, der sich liest wie ein Krimi. Zentraler Schauplatz, Bühne der Erzählung, ist die Hardenbergstraße in Berlin-Charlottenburg. Verborgenes und Bekanntes erfahren eine neue Ordnung: Der Mord an Talaat Pascha durch Soghomon Tehlirian am 15. März 1921 oder der beklemmende Suizid des politischen Flüchtlings Cemal Kemal Altun im Jahr 1983 verändern den Blick auf diese heute oft übersehene Straße im Westen Berlins.
Eine Studie an Erinnerungsorten türkeistämmiger Berliner*innen