Ton. Texte zur Akustik im Dokumentarfilm
Der dokumentarische Filmton wirft grundsätzliche Fragen der Wirklichkeitstreue, Fiktionalität und Zeugenschaft auf. Schon die sich zwischen Ton und Bild auftuenden Diskrepanzen weisen darauf hin: der dokumentarische Anspruch kann sich kaum auf das Ideal eines totalen Überblicks stützen. Vielmehr erlaubt die Befragung der Spezifik des Tons im Dokumentarfilm, das produktive Dilemma zwischen den Konventionen eines filmischen Realismus und der wirklichkeitsgetreuen Darstellung vorfilmischer Realität neu zu denken.
Der vorliegende Band versammelt historische wie aktuelle Texte von
Filmemacherinnen und Filmemachern, Filmtonschaffenden, sowie Theoretikerinnen und Theoretikern aus Philosophie, Film- und Medienwissenschaften, die auf jeweils verschiedene Art die inneren Widersprüche des Dokumentarischen produktiv machen. Sie folgen dem Grenzverlauf des ›Unerhörten‹, ›Unanschaulichen‹ und ›Unaussprechlichen‹, der immer wieder neu ausgelotet werden muss: ästhetisch, politisch, wissenschaftlich. Und so werden in diesen Unter- suchungen Fragen virulent, die für den Film ebenso zentral sind wie sie über ihn hinausgehen – sie betreffen die Handlungsmacht der Stimme, die Verantwortlichkeit von Musik, die Wirklichkeit der Geräusche; sie berühren Probleme von Blick und Gehör, von Einschluss und Ausschluss. Der Textband richtet sich daher an alle, die sowohl mehr über den Dokumentarfilm erfahren wollen, als auch über die Wirklichkeit, von der er berichten möchte.