
Wohnkomplex. Kunst und Leben im Plattenbau
In der DDR galt der Plattenbau als Herzstück der Sozialpolitik und Symbol für den realsozialistischen Fortschritt, als Ort der Vergesellschaftung und bekannt für modernes Wohnen in den lebhaften Siedlungen. Um den immensen Wohnungsmangel nach dem Krieg zu beheben, setzte das SED-Regime auf die industrielle Herstellung von Wohnungen, was in der WBS 70, der 1970 vorgestellten Wohnungsbauserie gipfelte. Nach der Wiedervereinigung gerieten die Plattensiedlungen zunehmend in Verruf. Sie wurden zum Schauplatz schmerzhafter Transformationen und zum Sinnbild für sozialen Niedergang und rassistische Gewalt. Als Ruinen warteten die Gebäude auf ihren Abriss, wurden saniert oder umgebaut. Im Osten Deutschlands ist diese Wohnform bis heute ein prägendes Element der Stadtlandschaften.
Wie die ostdeutschen Plattenbausiedlungen in der Kunst verhandelt werden, thematisiert der Katalog Wohnkomplex. Kunst und Leben im Plattenbau, der begleitend zur gleichnamigen Ausstellung im MINSK, kuratiert von Kito Nedo, erscheint. Präsentiert werden Installationen, Gemälde, Zeichnungen, Fotografien und Filme, die zwischen den 1970er-Jahren und heute entstanden. Neben Texten von Kito Nedo und Kevin Hanschke umfasst der Katalog einen literarisches Essay der Schriftstellerin Grit Lemke, eine kulturhistorische Einordnung zur DDR-Plattenbaufotografie des Kulturhistorikers Bernd Lindner, ein Glossar der essenziellen Begriffe zum Komplex Platte von der Kunsthistorikerin Juliane Richter sowie eine Chronik zur Entwicklung der Plattenbauarchitektur vom Architekten Philipp Meuser.
Künstler*innen
Karl-Heinz Adler, Sibylle Bergemann, Manfred Butzmann, Kurt Dornis, Markus Draper, Wolfram Ebersbach, Nina Fischer & Maroan el Sani, Seiichi Furuya, Peter Herrmann, Sebastian Jung, Gisela Kurkhaus-Müller, Harald Metzkes, Sabine Moritz, Henrike Naumann, Manfred Pernice, Uwe Pfeifer, Sonya Schönberger, Nathalie Valeska Schüler, Wenke Seemann, Robert Seidel, Christian Thoelke, Stephen Willats und Ruth Wolf-Rehfeldt