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Aldo Rossis Konstruktion des Wirklichen. Eine Architekturtheorie mit Widersprüchen.

Buchvorstellung mit Autorin Angelika Schnell

„Ich verstehe Geschichte als das bereitstehende Material der Architektur.“ Aldo Rossi
Über das bauliche und architekturtheoretische Vermächtnis des Mailänder Architekten Aldo Rossi (1931–1997) herrscht bis heute keine Einigkeit.
Die Suche nach einer „rationalistischen“ Methode, die geeignet sei, die Geschichte der Architektur und der Stadt wissenschaftlich zu erfassen bzw. als bereitstehendes Material in der architektonischen Praxis produktiv zu machen, hat Rossi zeitlebens beschäftigt. Angelika Schnell geht in ihrem aktuellen Buch anhand einer genauen und systematischen Analyse von Aldo Rossis zentralen Texten der Frage nach, auf welchen philosophisch-theoretischen Grundlagen der Rückbezug auf Formen und Typen der Vergangenheit fußt, ob und wie der Architekt eine geschichtstheoretische Position entwickelt hat, und wie diese im Kontext seiner modernekritischen Zeitgenossen einzuordnen ist. Ein Teil der Schwierigkeiten habe, so die Autorin, damit zu tun, dass Begriffe wie Geschichte, Vergangenheit, Tradition, Kultur, Gedächtnis, Erinnerung usw. im Architekturdiskurs wie Synonyme benutzt werden, während zeitgleich zur „postmodernen“ Rückkehr der Architekturschaffenden zur „Geschichte“ der universale Geschichtsbegriff selbst in Frage gestellt wurde. Die Forschungsarbeit, die Rossis „Konstruktion des Wirklichen“ in konzentrierten Textdeutungen auf den Grund geht, gibt Anlass, über Unschärfen und Widersprüche, aber auch über heutige Anknüpfungspunkte an Rossis vielschichtiges Werk zu sprechen. Denn das Bewusstsein, dass der Rückgriff auf das Bestehende eine methodische komplexe Fragestellung ist, scheint in den hitzigen Rekonstruktionsdebatten der Gegenwart kaum eine Rolle zu spielen. (Gabriele Kaiser)
Angelika Schnell ist Professorin für Architekturtheorie, Architekturgeschichte und Entwurf an der Akademie der bildenden Künste Wien