Objektivität und historische Epistemologie zur Einführung
Buchpräsentation mit Lorraine Daston und Hans-Jörg Rheinberger
Die Geschichte der Objektivität ist eine der Anstrengung von Forschenden, ihr Selbst zum Verschwinden zu bringen: Man möchte meinen, dass sich noch heute Experimente am besten ohne störende Forscher vollzögen. Lorraine Daston und Peter Galison zeigen in ihrem Buch Objektivität mittels Bildatlanten aus drei Jahrhunderten, wie Versuchsanordnungen und Abbildungsstrategien des 19. Jahrhunderts das Sprechen von Objektivität bis heute bestimmen. Andere wissenschaftliche Selbstverständnisse, die sich weniger gegen die Subjektivität intuitiven Expertentums oder auswählender Gelehrtheit sträuben, sind in Vergessenheit geraten. Materialreich bergen die Autoren auch diese Alternativen. Anhand von Beispielen aus unterschiedlichen Disziplinen und Zeiten demonstrieren sie so „die Reflexion auf die historischen Bedingungen unter denen, und die Mittel, mit denen Dinge zu Objekten des Wissens gemacht werden". Dieses Verfahren Historischer Epistemologie formuliert Hans-Jörg Rheinberger in seiner gleichnamigen Einführung. Grundlegende Denker und Gedanken helfen hier, den Blick dafür zu schärfen, dass mit der Rede von einem Selbst keine Privilegierung eines Subjekts gemeint ist. Insbesondere aufgrund der Wahl bestimmter Objekte eines Experiments lässt sich beispielsweise das Selbst eines Forschers im 19. Jahrhundert ausmachen. Je auf ihre Weise berichten also zwei Bücher unter anderem von einer Einsicht: Je weniger die Forschenden ihre Intuitionen oder Auswahlkriterien artikulieren, um so mehr schlagen sich ihre Anstrengungen in Artefakten wie Dingen und Bildern nieder. Gemeinsam schließlich werden Lorraine Daston und Hans-Jörg Rheinberger in gegenseitiger Befragung von dieser und anderen Einsichten sprechen. Lorraine Daston: Objektivität. Suhrkamp 2007 Hans-Jörg Rheinberger: Historische Epistemologie zur Einführung. Junius 2007