Ironie, Montage, Verfremdung
Ästhetische Taktiken und die politische Gestalt der Demokratie. Buchpräsentation und Diskussion mit Anna Schober und Nicole Dörr
Das Buch zeichnet die „Erfindung“ einer Tradition der Avantgarde quer durch verschiedene historische und regionale Milieus der Moderne und Postmoderne nach. Der Schwerpunkt liegt auf Beispielen im 20. Jahrhundert: Der Berliner Dadaismus um 1920 oder die Bewegungen des europäischen Expanded Cinema und der brasilianischen New Objectivity der 1960er Jahre finden ebenso Berücksichtigung wie neoavantgardistische Praktiken in den Ländern des ehemaligen Ostblocks seit 1989 oder der zeitgenössischen Alterglobalisierungsbewegung.
Das Buch besteht aus Milieu-übergreifende Überlieferungsgeschichten seit der Französischen Revolution und einzelnen, vergrößert dargestellten Fallstudien und präsentiert auf diese Weise eine kritische Genealogie der politisch herausfordernden Taktiken der Ironie, Montage und der Verfremdung. Im Unterschied zu gängigen kulturwissenschaftlichen Sichtweisen, für die solche Taktiken eine politisch „subversive“ oder „transgressive“ Wirkung gleichsam in sich tragen, wird eine Lesart vorgestellt, die zeigt, wie ästhetisches Handeln auf stets überraschende und zwiespältige Weise in Auseinandersetzungen um den Umbau der Gesellschaft involviert sind. Ziel der Untersuchung ist es also, eingefrorene Beurteilungsweisen zu überwinden und einen veränderten Blick auf Kontinuitäten und Innovationen bezüglich des politischen Gebrauchs von Ironie, Montage oder Verfremdung zu gewinnen.