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Architektur und symbolisches Kapital. Bilderzählungen und Identitätsproduktion bei O.M.Ungers

André Bideau mit Nikolaus Kuhnert

Als autonom konzipierte Objekte unterhalten heute mit den sozialökonomischen Realitäten der Stadt andere Beziehungen als zu Beginn der architektonischen Postmoderne. Architektur zählte seinerzeit noch nicht zu den Produkten, über die sich Städte im Wettbewerb positionierten. Dieser Paradigmenwechsel begleitet die lange Karriere von Oswald Mathias Ungers (1926-2007).
Nach der Abkehr vom umstrittenen Massenwohnungsbau sucht Ungers im abstrakten Bild der Architektur nach den zeitlosen Grundlagen der Disziplin. Diskursiv und über seine Bauten und Entwürfe liefert er nach 1968 eine entscheidende Orientierung für ein besonders in der Bundesrepublik Deutschland frustriertes Metier.
Eng mit öffentlichen Auftraggebern verbunden, ist sein Werk nicht von der vom westdeutschen Wohlfahrtsstaat konditionierten Stadt und der seit den sechziger Jahren geführten Urbanitätsdiskussion zu trennen. Dies gilt ebenso für das im ‚Labor‘ Westberlin entwickelte Konzept des ‚Grünen Archipels’ wie für die von Ungers geforderte selbstreferentielle Thematisierung der Architektur. Nach 1977 wird Frankfurt am Main zum entscheidenden Resonanzraum für die Auskristallisierung und Erprobung des Ungersschen Themenkatalogs: Wie ein Prisma spiegeln das Deutsche Architektur Museum und die Messe Frankfurt Verlagerungen im städtischen Publikum ebenso wie veränderte politische und wirtschaftliche Parameter.
André Bideau untersucht Ungers‘ Denken und Entwerfen im Kontext der Entwicklung der Bundesrepublik. Er zeigt, wie in Ungers’ von gesellschaftlichen wie konstruktiven Bindungen freier Architektur eine neue Berufsidentität ihren Ausdruck findet.