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Private Investigations. Paths of Critical Knowledge Production in Contemporary Art

Buchpräsentation mit Andrei Siclodi, Brigitta Kuster und Geoffrey Garrison

Seit einiger Zeit wird zeitgenössische Kunst verstärkt als Feld und Medium spezifischer Wissensproduktion diskutiert. Vor allem im Zusammenhang mit der disziplinären Praxis, die der akademische Betrieb als "künstlerische Forschung" bezeichnet, wird immer wieder – und vor allem von dieser Seite – auf die Notwendigkeit einer Verankerung der künstlerischen Wissensproduktion hingewiesen, die mit einer gesellschaftskritischen (Selbst-)Reflexion der Kunst und ihrer ProduzentInnen einhergehen sollte. In der globalisierten Wissensgesellschaft des 21. Jahrhunderts, so der Grundtenor, müsse die Kunst sich rechtzeitig positionieren, um die eigene gesellschaftliche Relevanz zu behaupten und auf längerer Sicht zu sichern. Die akademische Normierung einer künstlerischen Kritikalität erfährt mit diesen Argumenten eine öffentliche Förderung und wird bildungspolitisch "pragmatisiert" (wie man früher in Österreich so schön sagte). Doch kann eine solche von oben geförderte und durch akademische Curricula normierte Kritikalität jenseits eines selbtreferenziellen Rahmens tatsächlich wirksam sein? Zementiert sie nicht eher, entgegen allem gut Gemeinten, bestehende Hegemonien und (Distributions-)Ökonomien des Wissens? Und welche Alternativen könnten einem immer dominanter werdenden Theorie- und Praxisdiskurs "künstlerischer Forschung" entgegen gesetzt werden?
Die im Rahmen des internationalen Fellowship-Programmes Künstlerhaus Büchsenhausen herausgegebene Publikation "Private Investigations" widmet sich diesem Konflikt, beabsichtigt dabei aber nicht primär eine Theorie wider den hegemonialen Begriff der "künstlerischen Forschung" zu formulieren. Vielmehr kommen darin die KünstlerInnen selbst zu Wort – die AkteurInnen also, die auf Grund ihrer jeweiligen Praxis schnell als "künstlerische ForscherInnen" kategorisiert werden. Anlässlich der Buchpräsentation diskutieren Andrei Siclodi, Herausgeber des Buches und Direktor des Künstlerhaus Büchsenhausen, und die beiden Beitragenden Brigitta Kuster und Geoffrey Garrison über investigative Praktiken und Modelle der methodischen Reflektion - über "private investigations", die eine Unterwanderung hegemonialer Wissensdiskurse, wie sie gegenwärtig nicht zuletzt auch im Kunstkontext selbst zu beobachten sind, versuchen
und eigene Wege der Aneignung und Verarbeitung von Wissen vorschlagen.
Andrei Siclodi ist Gründungsdirektor des internationalenFellowship Programms für Kunst und Theore am Künstlerhaus Büchsenhausen. Brigitta Kuster ist Künstlerin und Filmemacherin und arbeitet über Themen aus den Bereichen Migration, Transnationalität, (Post-)Kolonialismus und gendered differences. Geoffrey Garrison beschäftigt sich mit dem Verhältnis von Fiktionen und unserem Verständnis der Welt, der Unzulänglichkeit von Darstellungsmodellen und dem Potential von Assoziationen und Leerstellen.