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Dichte. Diskurse zu Stadt und Raum

Buchpräsentation mit Nikolai Roskamm, Stephan Günzel, Gabi Dolff-Bonekämper und Max Welch Guerra

STADTTEXTE urbanoSALON #1 präsentiert von www.urbanophil.net
Ursprünglich ist Dichte ein Begriff der Philosophie oder genauer: der Physik. Seit Isaac Newton wird die physikalische Dichte definiert als Quotient aus Masse und Volumen (bezogen auf einen materiellen Stoff) und hat einen festen Platz als analytische Kenngröße für empirisch messbare stoffliche Eigenschaften. Daneben etablierte sich seit Beginn des 19. Jahrhunderts mit der Bevölkerungsdichte ein zweiter Dichtebegriff im wissenschaftlichen Diskurs und im alltäglichen Sprachgebrauch. Die Bevölkerungsdichte kann als Ursprungsbegriff der sich später verbreitenden großen Anzahl von weiteren Dichteausdrücken bezeichnet werden, da sich all jene Dichte-Spielarten auf die Bevölkerungsdichte rückbeziehen lassen und aus einem solchen Bezug heraus auch entwickelt wurden. Definiert wird Bevölkerungsdichte als das Verhältnis von einer Anzahl von Menschen zu einer Flächeneinheit (bezogen auf einen konkreten Ort), gebräuchliche Bezugsgrößen bei der Nennung von Dichtewerten sind: pro Quadratkilometer, pro Hektar oder pro Quadratmeter.
Isoliert betrachtet ist der sozialwissenschaftliche Dichtebegriff eine Kategorie ohne selbstständigen Bedeutungsgehalt, eine Ausführung ohne Folge, ein Behälter ohne Inhalt. Das ändert sich allerdings, wenn Dichte in den Kontext ihrer Verwendung gestellt wird. Beim Gebrauch von Dichte – als Bestand¬teil von Analysen, Theorien, Programmen – wird der inhaltsleere Behälter aufgefüllt: mit Haltungen, Erzählungen, Erklärungen, Interpretationen. Dichte ist ein Konstrukt, das mit Kontext konstruiert ist. Die Betrachtung dieser Gebrauchspraxis macht damit einerseits Dichte als einen Behälter lesbar, mit dem Inhalte transportiert werden. Andererseits wird, wenn die verschiedenen Praxen der Dichteverwendung in Augenschein genommen werden, der Blick auf die normativen Ursprünge gelenkt, die den mit Dichte bestrittenen Diskursen (offen oder versteckt) zu Grunde liegen.