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Projektemacher

Zur Produktion von Wissen in der Vorform des Scheiterns. Buchpräsentation mit Helmut Höge, Bernhard Siegert, Jörg von Bilavsky, Armin Schäfer, Markus Krajewski u.a.

"Entweder man werde zum Selbstmörder, Verbrecher oder Projektemacher." (Daniel Defoe, 1697, über die Wege ins Unglück)
Der Projektemacher ist eine seltsame Figur, die zu Beginn der Moderne auftaucht. Meyers Großes Konversations-Lexikon von 1908 charakterisiert ihn als jemanden, »der sich im Entwerfen neuer, meist unausführbarer Pläne gefällt«. Allein das Scheitern scheint demnach das unvermeidliche Ergebnis zu sein. Doch entgegen seinem denkbar schlechten Ruf vermag der Pläneschmied eine besondere Produktivität zu entfalten, um durch seine vermeintlich nur misslingenden Ideen den Fortschritt voranzutreiben und zur Bildung neuen Wissens beizutragen. Dabei zeigt er sich als wagemutiger Luftschiffer oder Konstrukteur von Dampfmaschinen (»Windmacher«) ebenso wie in Gestalt des verrückten Bibliothekars oder Karrieristen. Gleichwohl wird deutlich, dass die Projektemacherei keineswegs nur historische Episode bleibt. Denn die Tendenz, zahllose Projekte zu entwerfen, hat an Aktualität schließlich nichts eingebüßt. Der Projektemacher besetzt einen eigentümlichen Schwebezustand, er operiert im epistemologischen Dazwischen der ungesicherten Ordnung und des kanonisierten Wissens. Seine paradoxe Aufgabe besteht darin, das Undenkbare zu behaupten, um das Aussichtslose realisierbar zu machen. (Markus Krajewski)