Können Dinge handeln?
Buchvorstellung mit Gustav Roßler
Der Anteil der Dinge an der Gesellschaft
Wie lässt sich das Miteinander von Menschen und Dingen in Gesellschaft denken? Kann man Dinge als soziale Akteure betrachten? Gustav Roßler plädiert für eine stärkere Berücksichtigung der Dinge in der Soziologie. Er bezieht die verteilte Kognition in seine Überlegungen ein und schlägt Weiterentwicklungen zentraler Begriffe der Wissenschafts- und Technikforschung (Science and Technology Studies) vor, darunter Handlungsmacht (agency), Quasi-Objekte, Grenzobjekte, technische Objekte, epistemische Dinge, Akteurnetzwerke, heterogene Assoziationen sowie Objektinstitutionen.
In seinem Buch erörtert Gustav Roßler die Blindheit der herkömmlichen Sozialwissenschaft für materielle Dinge. Er erkundet verschiedene Wege, um Dinge wieder in die Gesellschaft zu integrieren, über ihre Handlungsmacht (agency), ihre Normativität, ihr Assoziierungsverhältnis mit Menschen.
Von diesen drei Wegen soll es an diesem Abend nur um den zur Handlungsmacht bzw. agency gehen. In der Techniksoziologie und der Akteur-Netzwerk-Theorie wird die „agency“ technischer Objekte thematisiert, wie Türschließern, Straßenschwellen, Computern, Chips oder Websites. Auch in anderen Zusammenhängen wird der agency-Begriff immer häufiger verwendet.
Ausgehend von einer Notlage „wie soll man den englischen Begriff agency übersetzen?“ werden in einem Vortrag verschiedene Varianten dieses Begriffs dargestellt, die man gleichzeitig als solche des Agierens oder Handelns von Dingen verstehen kann.
Die verschiedenen Facetten von agency legen es nahe, nicht nur von „Handlungsmacht“, sondern auch von Wirkungsmacht, Akteuren, Agenten und Agenturen zu sprechen. Aber auch die Frage, was Handeln ist, spielt dabei mit, daher der Titel: Können Dinge handeln?
Gustav Roßler, Soziologe, Publizist und Übersetzer, Berlin.