Stellenlosigkeit. Mit Robert Walser im Arbeitsamt
Buchpräsentation mit Simon Roloff und Friedrich Balke
Robert Walsers Romane und Erzählungen beschreiben das Leben arbeitsloser Angestellter, müßiggängerischer Drifter und verkrachter Hausdiener. Sie spielen in Wohlfahrtseinrichtungen, Arbeitsvermittlungen und einer gewissen Schreibstube für Stellenlose. Dabei erzählen sie auch von der Entstehung des heutigen Sozialstaats um 1900 und dieser Geschichte geht Simon Roloffs Buch Der Stellenlose nach. Er beschreibt Praktiken, Dinge und Architekturen des Arbeitsamtes — Kulturtechniken einer neuen Institution, die Macht durch Aufzeichnung und Datenverwaltung ausübt. Walsers Literatur erzählt vom Aufstieg dieser schreibenden Institution des Vorsorgestaats mit ihrer eigenen Poetik des Protokolls, des Registrierens und der Listenführung. Im Gespräch mit Friedrich Balke lesen wir kurze Walser-Texte, zeichnen die Mediengeschichte des Arbeitsamtes nach und fragen nach den Möglichkeiten der Literatur bei der Beschreibung von Medien und Regierungspraktiken.
Simon Roloff ist Juniorprofessor für Literaturwissenschaft und Literarisches Schreiben an der Universität Hildesheim. Er forscht zu ethnographischer und konzeptueller Literatur und ist Herausgeber von Drift. Zeitschrift für Recherche.
Friedrich Balke ist Professor für Medienwissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum und Sprecher des DFG-Graduiertenkollegs „Das Dokumentarische“ sowie stellvertretender Sprecher der DFG-Forschergruppe „Medien und Mimesis“. Er forscht zu politischer Theorie und Medientheorie, besonders zur Geschichte und Ästhetik bilddokumentarischer Formen. Er ist und Mitherausgeber des Archivs für Mediengeschichte. Zuletzt erschienen: Reisen mit Kafka. Paris, Weimar (zus. m. Rembert Hüser), August Verlag, Berlin 2014; Medien und Räume des Regierens (Hg. mit Maria Muhle) Paderborn: Fink 2015; Mimesis und Figura. Mit einer Neuausgabe des „Figura“-Aufsatzes von Erich Auerbach (zus. mit Hanna Engelmeier, Fink, Paderborn 2016).