Michaela Melián. Föhrenwald

Michaela Melián. Föhrenwald
Buchpräsentation und Künstlergespräch: Elke Buhr (Frankfurter Rundschau) im Gespräch mit Michaela Melián
KW Institute for Contemporary Art, Auguststraße 69, 10117 Berlin
Vom 8. Oktober bis 12. November 2006 zeigen die KW Institute for Contemporary Art die Installation „Föhrenwald" von Michaela Melián. Als multimediale Installation aus projizierten Zeichnungen, Sprache und Musik erzählt „Föhrenwald“ die Geschichte der gleichnamigen Siedlung in der Nähe von München: Ende der 1930er Jahre gebaut, diente sie zunächst als Lager für ZwangsarbeiterInnen der benachbarten Munitionsfabriken. Nach Ende des 2. Weltkriegs wurde die Siedlung Auffanglager für heimatlose jüdische Überlebende aus ganz Europa, so genannte „displaced persons“. Nach 1956 siedelte man in Föhrenwald schließlich kinderreiche, deutsche heimatvertriebene Familien an, von denen viele noch immer dort wohnen und den Ort so geprägt und mitgestaltet haben, dass er sich heute in nichts mehr von einer normalen Wohnsiedlung unterscheidet.
Reduzierte Zeichnungen der Siedlung, die in ihrem fließenden Übergang einen Spaziergang durch die uniforme Anlage aus Reihen- und Doppelhä us ern simulieren, werden in der Installation von minimalistischer Musik und Texten begleitet, denen Gespräche mit ehemaligen BewohnerInnen über den Alltag in der Siedlung zugrunde liegen. In der Komposition bleiben die verschiedensten Geschichten aus den unterschiedlichen Phasen der Siedlung nebeneinander bestehen, so dass eine vielschichtige Lesart möglich wird.
Bei den Nachforschungen in dieser nationalsozialistischen Mustersiedlung, um die bis 1957 noch ein Lagerzaun stand, trägt Michaela Melián die verschiedenen Schichten der wechselvollen deutschen Geschichte nach und nach ab und macht sichtbar, wie diese in die architektonischen Strukturen – auch einer augenscheinlich normalen kleinbürgerlichen Vorstadtidylle – eingeschrieben bleiben.
Das Projekt „Föhrenwald“ entstand als Kooperation von kunstraum münchen, BR Hörspiel und Medienkunst unter Förderung der Kulturstiftung des Bundes. Organisiert von Katharina Fichtner, Eröffnung: Samstag, 7. Oktober 2006, 17 – 21 Uhr
Zu dem Projekt ist im Revolver Verlag eine 280-seitige Publikation in deutsch und englisch mit Beiträgen von Heike Ander, Michael Hirsch, Nikola us Hirsch, Ro nald Hirte, Jörg Koopmann, Thomas Meinecke, Michaela Melián und Jim G. Tobias erschienen. Der Soundtrack liegt als CD bei.
Die Publikation wird während der Ausstellungseröffnung am 7. Oktober um 19 Uhr im Rahmen eines Gesprächs zwischen Elke Buhr und Michaela Melián präsentiert. Elke Buhr, geb. 1971 in Bochum, ist Autorin für verschiedene Radiosender, schreibt für diverse Kunstzeitschriften und ist Redakteurin im Feuilleton der Frankfurter Rundschau. Sie lebt in Berlin.
Die Buchpräsentation ist eine Veranstaltung der KW Institute for Contemporary Art in Z us ammenarbeit mit pro qm, Berlin und dem Revolver Verlag, Frankfurt am Main.