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Cover Sicht von Oben Ausschnitt

Sicht von oben. „Powers of Ten” und Bildpolitiken der Vertikalität

Buchpräsentation mit Vera Tollmann

Die ersten Medienbilder von der Erde entstanden als Nebenprodukte der Raumfahrt. Heute nutzen wir täglich GPS-Signale, und Satellitenbilder gehören zum Arbeitsmaterial von Geheimdiensten, Wissenschaftler·innen und Künstler·innen. Bilder, die an der Schnittstelle von Raumfahrt, digitaler Bildkultur, Fernerkundung und Kunst entstehen, sind omnipräsent geworden. Einen vertikalen Zoom durch diese kosmologische Bilderwelt inszenierten Charles und Ray Eames in dem ikonischen Kurzfilm Powers of Ten (1968 / 77) als virtuelle Kamerafahrt. Dabei ruft der Film aus heutiger Sicht sowohl eine Geschichte optischer Medien auf als auch einen zukunftsgerichteten Blick auf computerbasierte Visualisierungen. Davon ausgehend, werden hier drei im Film auszumachende Parameter fokussiert: Erstens die Vertikalität der Blickregime und des Sehens, zweitens die Virtualität der Bildgebung und drittens das machtvolle Verfahren der Skalierung. Aus Rekursen auf den Eames-Film wird eine komplexe Narration bildgebender Verfahren entwickelt — von den ersten Bildern der Sputnik-Satelliten bis Big Data heute —, die der Frage begegnet, wie sich die digitalen Bildkulturen mit exponentiell vervielfachten Bildmengen auf die kosmologische Bildpolitik auswirken. Im Kontext digitaler Bildpraktiken soll so Donna Haraways Kritik am ›erobernden Blick von nirgendwo‹ weitergedacht und ihre ›Visionsmetapher‹ anhand verstreuter Brennpunkte, Sensoren und immersiver Perspektiven aktualisiert werden.

Vera Tollmann ist Kulturwissenschaftlerin und Dozentin für digitale Medien. Sie lebt in Berlin.