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Das Berliner Mietshaus

Vortrag von Jonas Geist und Klaus Kürvers

1980 erschien der erste Band des in drei Teilen geplanten Forschungsprojektes "Geschichte des Berliner Mietshauses". Mit Band 2 (1984) und 3 (1989) entwickelte sich das Projekt zu einem "Prachtepos" (Jeroen Schilt) und dem wohl umfangreichsten publizistischen Projekt zur Bau- und Sozialgeschichte der Berliner Moderne. Die drei Bände decken den Zeitraum von 1740 bis 1989 ab und führen durch eine auf nahezu 2000 Seiten ausgebreitete, lückenlos scheinende Abfolge von Dokumenten, die reproduziert oder als Text wiedergegeben sind. Die beiden ersten Bände sind inzwischen vergriffen, Band 3 nur noch in Restauflagen erhältlich.
Im Vorwort des dritten Bandes schreiben die beiden Autoren, Jonas Geist und Klaus Kürvers: "Zu unserer eigenen Überraschung ist nicht wieder ein exemplarisches Mietshaus in den Mittelpunkt des dritten Teiles gerückt, sondern die Arbeit eines Mannes, der auch die Ausstellung 'Berlin plant, erster Bericht' zu verantworten hat: Hans Scharoun. Die intensive Beschäftigung mit seiner Arbeit ist deswegen so wertvoll, weil er versucht hat, in beiden gesellschaftlichen Systemen seine Ideen von der 'Neuen Stadt', der 'Wohnzelle' und der 'Neuen Wohnung' zu verwirklichen, dabei allerdings nur Fragmente hinterlassen hat. Aber gerade in den Anläufen und Brüchen dieser Stadt, in der sich verdoppelnden Wirklichkeit der beiden Städte liegt der Reichtum, den wir vorsichtig sichtbar machen wollen - immer noch eine Gratwanderung".
Nach 10 Jahren hat sich diese Einschätzung aktualisiert, im Neuen Berlin der 90er Jahre hat sich wenig von der vorsichtigen Geschichtlichkeit in Möglichkeitsform erhalten können, die Geist und Kürvers aufrufen. Angesichts der gegenwärtigen Debatten um Wohnformen, um Miet- und Eigenheime, um die unverhohlene Abwertung aller Projekte, für die Scharoun beispielhaft stehen könnte und der einhergehenden politischen (Wieder-)Aufwertung des familiären bürgerlichen Projektes stellen die drei Bände des "Berliner Mietshauses" ein wichtiges Korrektiv der Berliner Geschichtsschreibung dar.