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Tsuzuki Kyoichi. Roadside Japan

Lecture with Photographs

Samstag, den 23. Oktober 2010
Der Redakteur, Fotograf und Publizist Kyoichi Tsuzuki (* 1956) wurde durch Ausstellungen und Publikationen zu Themen der Gegenwartskunst, Architektur und Design bekannt, in denen er häufig themenübergreifend auf Erscheinungen der Alltagskultur und des Lifestyle eingeht.
In Japan erhielt er zunächst als Redakteur der Magazine Popeye und Brutus und durch seine in den 90er Jahren in einem Fotoband veröffentlichte Serie Tokyo, A Certain Style international Aufmerksamkeit. Der Band bietet Einblick in unterschiedliche, höchst individuelle Wohnbereiche junger Menschen in der Großstadt.
Seine fotokünstlerische Arbeit trug dazu bei, das herkömmliche bzw. traditionell geprägte Japanbild zu kippen und Japan als „cool“ wahrzunehmen. Seitdem verharrte das Japanbild in Europa, den USA und in asiatischen Ländern nicht mehr nur in den traditionellen Stereotypen von Zen, Gartenkunst, Tempeln und Schreinen. Heutzutage finden die Pop- und Subkulturen Japans international Beachtung, wie sie in den Schlagworten Manga, Anime, Figure und Kawaii zum Ausdruck kommen.
Die Arbeit Tsuzukis erscheint sehr vielseitig, da er nicht nur als Redakteur, sondern auch als Fotograf, Autor und als Künstler tätig ist. Bei all dem ist er doch in einem Punkt konsequent geblieben: Tsuzuki sucht nach Dingen, die in Japan verschollen oder vergessen sind oder deren Wert nicht ernst genommen, wenn nicht gar verneint wird. Diese Dinge aber dienen ihm als Fenster zur heutigen Gesellschaft Japans. So beschäftigt er sich mit subkulturellen oder marginalen Erscheinungen wie Deco-tora (Art Trucks), kleinen Kneipen, Sex-Museen oder soziale Randgruppen, die in ihrer Vielgestaltigkeit das heutige Bild Japans bilden. Im Kontext seiner fortlaufenden Auseinandersetzung mit Phänomenen der Gegenwartgsgesellschaft präsentierte er zuletzt im Sommer 2010 eine umfassende Einzelausstellung im Hiroshima City Museum of Contemporary Art. Tsuzuki initiierte schon zuvor eigene Ausstellungen, trug aber auch zu großen Events wie der Yokohama Triennale 2001 bei.
In seinem Fotoband Roadside Japan, illustriert er in Form eines Reiseberichts die unterschiedlichsten Wohn- und Lebenswelten in einzelnen Regionen des Landes und lässt häufig die Besonderheit und Individualität ihrer Akteure abseits des Mainstream hervortreten. Hierfür wurde er mit dem renommierten Fotografiepreis 23. Kimura Ihei Award ausgezeichnet. Diese Fotoserie wird auch in Europa und den USA fortgeführt.
In einer seiner jüngeren Ausstellungen „Happy Victims“ beispielsweise thematisiert er einmal mehr das urbane Leben in der Metropole Tokyo, wobei er die Bereiche Mode und Werbung ins Visier nimmt und die Portraitierten in Verbindung mit großen Mode-Labels gleichsam als Opfer der Werbefotografie karikiert, die zugleich jedoch glücklich in ihrer Leidenschaft des Modekonsums erscheinen.
In seinem Vortrag möchte Tsuzuki seine neueren Arbeiten vorstellen und auf diese Weise versuchen, den deutschen Zuhörern neue überraschende Einblicke in soziale Modelle und Milieus seines Landes nahe zu bringen.
(Vortrag in englischer Sprache)
Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Japanischen Kulturinstitut in Koeln (The Japan Foundation) jki.de, im Rahmen von 150 Jahre Freundschaft Deutschland Japan